Teimer

Teimer

[379] Teimer (Mart.), Freiherr von Willtau, östr. Major in der Armee, war einer der ausgezeichnetsten Helden des tiroler Aufstandes im J. 1809. Schon seit 1796 diente er in der tiroler Landwehr, zeichnete sich 1797–99 unter Loudon und Bellegarde aus und war 1802–6 bei der neuerrichteten tiroler Landmiliz Hauptmann.

Da indeß Tirol an Baiern abgetreten werden mußte, so verließ T. mit dem Heerhaufen des Erzherzogs Johann sein Vaterland Tirol und erhielt zu seinem Unterhalte einen Tabacksverlag und eine kleine Ökonomieverwaltung zu Klagenfurt in Kärnten. Er half hierauf den Aufstand in Tirol vorbereiten, indem er sich zweimal verkleidet dort einschlich, und als der Aufstand endlich 1809 zum Ausbruche kam, trat er nebst Hofer mit solcher Kühnheit und Klugheit auf, daß sich ihm am 13. Apr. eine Armee von 8000 Franzosen und Baiern durch die Capitulation von Willtau, einem Dorfe bei Innsbruck, ergeben mußte. Schon früher hatte er den Rang eines Majors erhalten und in Anerkennung seiner Verdienste erhob ihn der Kaiser zum Freiherrn von Willtau. So lange der Kampf in Tirol dauerte, zeichnete er sich durch kühne und klug angelegte Streifzüge aus und nach dem wiener Frieden zog er sich nach Grätz in Steiermark auf ein kleines Gut zurück, das ihm der Kaiser zur Belohnung seiner Verdienste geschenkt hatte. [379] Telĕgraphen nennt man die Fernschreibemaschinen, deren man sich bedient, um Nachrichten aus großen Entfernungen in außerordentlicher Schnelligkeit nach einem bestimmten Ort zu befördern. Sie bestehen aus beweglichen Maschinen, welche in bestimmten Entfernungen so aufgestellt sind, daß man von der einen zu der andern mit Hülfe eines Fernrohrs genau sehen kann. Die Stellungen, welche die erste Maschine macht, ahmt die zweite nach, dann die dritte und sofort bis zur letzten, und da man durch diese Stellungen Buchstaben, Worte und Sylben bezeichnet, so läßt sich mit Hülfe dieser Maschinen eine Nachricht so schnell, als man sehen und die gesehenen Zeichen mit Hülfe der Maschinen nachbilden kann, weiter befördern. Den Telegraphen ähnliche Vorrichtungen kannte man schon zu den Zeiten der Griechen und Römer, doch waren sie noch sehr unvollkommen und kamen später wieder außer Gebrauch. Der Erfinder der jetzigen Telegraphen war Claude Chappe, ein Franzose, welcher die von ihm erfundene Maschine 1792 der franz. Nationalversammlung unter dem Namen Telegraph übergab. Derselbe ließ 1793 die erste Telegraphenlinie zwischen Lille und Paris anlegen. Da man ihm später die Ehre seiner Erfindung streitig machte, so verfiel er in Melancholie und nahm sich 1805 das Leben. Die erste Telegraphenlinie bewies sich so nützlich, daß man bald mehre neue errichtete. Der franz. Telegraph besteht aus einer 12 F. hohen eisernen Stange, an der oben ein 9 F. langer und 9–10 Zoll breiter eiserner Querbalken befestigt ist, sodaß er um den ihn mit dem Hauptbalken verbindenden Zapfen gedreht werden kann. An beiden Enden des Querbalkens befinden sich zwei nur etwa 41/2 F. lange Lineale, welche wieder um Bolzen drehbar sind. Die Bewegungen aller dieser Balken erfolgen stets um 45 Grad und man kann auf diese Weise 256 verschiedene Figuren mit der ganzen Maschine darstellen. Diese Telegraphen stehen auf Häuschen, in welchen sich die drei Personen befinden, welche bei dem Telegraphen angestellt sind. Die eine sieht durch ein eingemauertes Fernrohr nach dem nächst vorhergehenden Telegraphen, die zweite durch ein anderes eingemauertes Fernrohr nach dem nächstfolgenden und die dritte stellt den Telegraphen. Dies geschieht mit Hülfe eines kleinen im Innern des Häuschens, stehenden Telegraphen, dessen Arme so mit dem des obern großen Telegraphen in Verbindung stehen, daß dieser genau dieselben Stellungen annimmt, welche dem untern Telegraphen gegeben werden. Man braucht nicht alle möglichen Stellungen des Telegraphen, sondern nur die 70, welche am leichtesten zu unterscheiden sind. Es ist klar, daß die Angestellten bei den Telegraphen selbst die eigentliche Bedeutung der telegraphischen Zeichen nicht zu kennen brauchen, und die Mittheilungen durch den Telegraphen sind daher nur für Diejenigen verständlich, welchen das Geheimniß ihrer Bedeutung mitgetheilt wird. Nur der Erste, welcher die Nachricht mittheilt, und der Letzte, welcher sie empfängt, brauchen dies Geheimniß zu kennen. Man kann die Bedeutung der Zeichen, wenn es nöthig ist, auch leicht verändern. – Verschieden von dem eben beschriebenen ist der nachstehend abgebildete englische Telegraph. Derselbe besteht aus einem thürenartigen Gerüste, das auf dem Dache eines Häuschens steht und aus drei Abtheilungen besteht. In jeder der beiden seitwärts stehenden Abtheilungen befinden sich drei Klappen, welche sich um eine mitten durch sie hindurchgehende Axe bewegen können, und in der mittelsten Abtheilung befinden sich die über Rollen gehenden Schnuren, mit denen jene Klappen geöffnet und geschlossen werden. Durch das Öffnen und Schließen der Klappen werden hier die telegraphischen Zeichen gegeben und es gibt bei diesem Telegraphen 63 verschiedene solche Zeichen. – Der an Zeichen reichste Telegraph ist der preuß., welcher deren 1000 geben kann. Er besteht aus einem 20 F langen Maste, an welchem an jeder Seite drei Balken beweglich angebracht sind, die vier F. lang und anderthalb F. breit sind. Nimmt [380] man an, daß die obersten Arme Einer, die mittlern Zehner und die untersten Hunderte bedeuten, so hat man, da jedes Paar Arme 10 Zeichen machen kann, eine bis 1000 reichende Chiffreschrift. Es lassen sich diese Zeichen aber bis auf 4096 vermehren. – Bei Nacht kann man die Telegraphen mit Fackeln oder Laternen beleuchten, um sie sichtbar zu machen. Wenn die Luft allzu dicht ist, Nebel und Regen herrschen, sind die Telegraphen natürlich weder bei Tage noch bei Nacht brauchbar. Von der Schnelligkeit, mit welcher der Telegraph Nachrichten weiter befördert, kann man sich nach folgenden Angaben einen Begriff machen: Von Lille bis Paris, eine Entfernung von 60 Stunden, gelangen die telegraphischen Nachrichten in 2 Minuten; von Calais nach Paris, eine Entfernung von 68 Stunden, in 4 Min. 5 Sec.; von Strasburg nach Paris, eine Entfernung von 120 Stunden, in 5 Min. 52 Sec.; von Brest nach Paris, eine Entfernung von 150 Stunden, in 6 Min. 50 Sec.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 379-381.
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