Telemachus

[381] Telemăchus ward in der griech. Heldensage der Sohn des Odysseus (s.d.) genannt. Homer erzählt in der »Odyssee«, als Telemach unglücklich über den Schwarm der übermüthigen Freier war, welche unter dem Vorwand, die Hand der Penelope, der hinterlassenen Gattin des Odysseus zu erstreben, die Güter des Odysseus vergeudeten, sei ihm Athene (Minerva) in der Gestalt des Mentor, eines Gastfreundes des Odysseus, erschienen und habe ihm gerathen, den Freiern männlich entgegenzutreten und eine Reise zu unternehmen, um wo möglich Nachricht von seinem Vater einzuholen und danach, er möchte nun leben oder todt sein, seine Maßregeln gegen die Freier nehmen zu können. Telemach folgte diesem Rathe, entging glücklich Unter Leitung des Mentor den Verfolgungen der durch sein männliches Auftreten beleidigten Freier und gelangte nach Pylus und Sparta. Hier erfuhr er vom Menelaos den Aufenthalt seines Vaters bei der Kalypso, kehrte jedoch auf Mentor's Rath nach Ithaka zurück. Die Göttin wußte nämlich, daß Odysseus bereits daselbst angelangt sei. Dem rückkehrenden Sohne gibt sich Odysseus, der noch unerkannt bei einem alten Hirten verweilt, zu erkennen und verabredet mit ihm die Ermordung der Freier. Telemach geht nach dem Palast, bleibt vor neuen Nachstellungen durch die Göttin geschützt und führt zum Mahle der Freier den als Bettler gekleideten Odysseus ein. Trotz des Telemach Warnung beleidigen die Übermüthigen den Bettler und Odysseus besiegt mit seinem Sohne den frechen Schwarm. Spätere sagen, Telemach habe nach seines Vaters Tode die Circe geheirathet und mit ihr den Latinus und die Rome erzeugt, nach welchen dann die Lateiner und Rom genannt worden wären. Er soll im Lande der Tyrrhener gelebt, Clusium gegründet und endlich durch die Sirenen seinen Tod gefunden hoben. Der Umstand, daß nach der alten Sage Telemach im Mentor den besten aller Rathgeber und Erzieher gefunden, da derselbe Niemand anders als die Göttin der Weisheit selbst war, hat dem Fénélon (s.d.) Veranlassung zu seinem moralischen Romane »Die Abenteuer des Telemachus« gegeben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 381.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika