[433] Tilly (Joh. Tzerklas, Graf von), der berühmte Feldherr im dreißigjährigen Kriege, wurde 1559 auf dem Schlosse der Herrschaft. Tilly im wallonischen Brabant, zwei Meilen von Gemblours geboren.
Er wurde Jesuit, trat aber später in span. Kriegsdienste, diente unter Alba und andern damals berühmten span. Feldherren, und verlor in dieser Schule nichts von der mönchischen Strenge und fanatischen Härte, in welcher er erzogen worden. Aber er bildete sich auch zum klugen, energisch und schnell handelnden Heerführer. Unter dem Herzog Philipp Emanuel von Lothringen-Mercoeur diente er in Ungarn gegen die Rebellen und gegen die Türken; sodann warb er als Oberster ein Regiment Wallonen. Durch Herzog Maximilian von Baiern wurde er als Generalfeldmarschall in Dienst genommen, und binnen kurzem gelang es ihm, die Ordnung und Kriegszucht in dem zerrütteten bair. Heere wieder herzustellen. Beim Anfange des dreißigjährigen Krieges wurde T. Feldherr der Truppen der katholischen Liga, welche sich der protestantischen Union gegenüber gebildet hatte. Er hatte vorzüglichen Antheil an der Schlacht bei Prag, welche das. Schicksal des protestantischen Gegenkönigs Friedrich V., Kurfürsten von der Pfalz, entschied. Klugheit und Tapferkeit verschafften T. einen Sieg nach dem andern, wie er denn den Herzog Christian von Braunschweig aus der Pfalz vertrieb und ihn 1622 bei Höchst und in einem dreitägigen Treffen 1623 bei Stadtloo im Münsterschen besiegte. Nach diesem Siege erhob ihn der Kaiser in den Reichsgrafenstand. Im J. 1625 befehligte er gegen Christian IV. von Dänemark und trug einen glänzenden Sieg bei Lutter am Barenberge davon. Mit Wallenstein zwang er den dän. König zu dem schimpflichen Frieden von Lübeck, in welchem derselbe versprechen mußte, sich nie wieder in deutsche Reichsangelegenheiten mischen zu wollen. Als Wallenstein, welcher T.'s feindlich gesinnter Nebenbuhler war, 1630 der Oberbefehl über die kais. Truppen abgenommen wurde, ward T. zum Generalissimus ernannt. Durch die Erstürmung Magdeburgs (s.d.) im folgenden Jahre wurde sein Feldherrnruhm erhöht, aber seine kundgegebene Grausamkeit und kaltblütige Roheit brandmarkte seinen Namen. Noch in demselben Jahre wurde T. von Gustav Adolf bei Leipzig aufs Haupt geschlagen, trotz der tapfersten Gegenwehr. Dreimal verwundet gelang es ihm nur mit Mühe. nach Halle zu entkommen. Nach 36 Siegen war dieses die erste Niederlage des für unüberwindlich gehaltenen Feldherrn. Bald hatte T. aber ein neues Heer gesammelt, vertrieb die Schweden aus Bamberg und verschanzte sich bei Rain am Lech, um Baiern vor dem Eindringen des Feindes zu schirmen. Gustav Adolf drang jedoch über den Fluß, und es [433] entwickelte sich ein hitziges Gefecht, in welchem T. der Schenkel durch eine Kugel zerschmettert wurde. Er wurde nach Ingolstadt gebracht und starb daselbst nach einigen Tagen am 30. Apr. 1632. T. war von mittlerer Größe, mager, aber von kräftigem Körperbau, hatte eine breite faltige Stirn, kurzes borstiges Haar und einen finstern Blick. Er behielt noch als Krieger die mönchischen Sitten bei, und rühmte sich noch vor der Schlacht bei Leipzig dreier Dinge: nie eine Schlacht verloren, nie ein Weib berührt zu haben und nie berauscht gewesen zu sein. Der katholischen Kirche war er leidenschaftlich zugethan und er diente der Sache derselben mit der größten Uneigennützigkeit. Er schlug die Belehnung mit dem Fürstenthum Kalenberg aus und nahm vom Kaiser kein baares Geld an. Auch seine Siege benutzte er nicht, sich zu bereichern, er haßte weltlichen Prunk und war äußerst mäßig und anspruchslos; aber diese Tugenden wurden durch listige Grausamkeit und durch Gefühllosigkeit verdunkelt.