[127] Schweden (das Königreich), welches mit dem Königreiche Norwegen (s.d.) die skandinavische Halbinsel bildet und unter Einem Herrscher steht, umfaßt 7935 ! M., begreift den östl. größern und offenern Theil der Halbinsel und wird begrenzt von Rußland, dem bottnischen Meerbusen, der Ostsee, dem Sund, dem Kattegat und Norwegen. Von dem skandinavischen Hochlande (vergl. Norwegen) erstreckt sich in beinah nördl. Richtung das Kjölengebirge, das im Stifte Drontheim die Grenze zwischen S. und Norwegen bildet. In Schweden steigt dasselbe im Sulitelma bis zu 5800 F. auf. Nach Schweden zu fällt das Gebirge sanfter und terrassenförmiger ab als auf der norweg. Seite. Zu dem bottnischen Küstenstriche, welcher rauh und unfruchtbar ist, senken sich die Kjölen in stufenartigen Abfällen, welche reich an Erzen sind und tief eingeschnittene Querthäler darbieten. Nach SO. geht das Hochland in die gothländische Ebene am Wener-, Wetter- und Mälarsee über, die nur selten von felsigen Anhöhen unterbrochen wird und den fruchtbarsten Theil der ganzen Halbinsel ausmacht. Minder als die Westküste der Halbinsel, aber immer noch so, daß das Anlanden schwierig, zum Theil unmöglich ist, ist die Ostküste zerrissen und felsig, besetzt mit einer unzähligen Menge kleiner Felsen, Inseln und Klippen, Scheeren (s.d.) genannt. Der Boden S.'s ist fast durchgängig sandig, steinig, eisenhaltig und in einigen Gegenden sumpfig, sodaß nur ungefähr 1900 ! M. angebaut werden können. Die schwedische Küste hat keine bedeutenden Meerbusen. Die Bewässerung des Landes ist ausgezeichnet, namentlich ist S. reich an Seen, welche ihr Wasser zum Theil von den reißenden und außerordentlich hohe Wasserfälle bildenden Gebirgsflüssen erhalten. Der Mälarsee, welcher durch zwei Ausflüsse mit dem Meere in Verbindung steht, ist 12 M. lang, 6 M. breit, 25 ! M. groß und enthält 1300 größere und kleinere Inseln, welche größtentheils bewohnt und bebaut sind. Der mit dem genannten durch den Arbogakanal und den Torshällafluß verbundene Hjelmarsee enthält 81/5 ! M. Am größten ist der Wenersee, der 19 M. lang, zum Theil 9 M. breit ist und über 100 ! M. umfaßt. In ihn ergießen sich 24 Flüsse und er selbst fließt durch die Götaelf ab; durch einen Kanal steht er mit der Ostsee in Verbindung. Der fast 35 ! M. große Wettersee hat sehr klares Wasser und ergießt sich durch den Motalafluß in die Ostsee. Außer den genannten gibt es noch eine große Anzahl zum Theil sehr bedeutender Seen. Das Land ist nicht minder reich an Flüssen, Elfen genannt: die Motalaelf, welche in die Ostsee fließt, die Gothaelf, welche den Wasserfall Trollhätta bildet und in das Kattegat fällt, die Dalelf, die in den bottnischen Meerbusen mündet, die Nossa, käflinger Aa, Helga, Rotneby, Angermanelf, Umeåelf, Piteåelf, Luleåelf und viele andere. Ausgezeichnet ist die Kanalverbindung der großen Seen untereinander und mit dem Meere. Der Strömsholmkanal verbindet den Hjelmarsee mit dem Barkensee in Dalekarlien, der Arbogakanal den Mälarsee und Hjelmarsee, der Trollhättakanal und Göthakanal (s.d.). Das Mineralreich liefert die meisten Producte, namentlich Eisen, Kupfer, Blei, Silber, Gold, Kobalt, Edelsteine, Marmor, Schiefer, Alaun, Schwefel, Vitriol, Salpeter, Walkererde, Steinkohlen. Das Land enthält ferner, besonders in den nördl. Gegenden, unermeßliche Waldungen von Fichten, Tannen und Birken. Sehr viel Holz wird jährlich ausgefahren, auch wird dasselbe zur Bereitung von Pech und Theer verwendet. Der Getreidebau kann theils wegen Mangels an fruchtbarem Lande, theils wegen Mangels an Menschen nicht so betrieben werden, daß er hinreichenden Ertrag gewährte. Jährlich werden über 200,000 Tonnen Getreide in S. und Norwegen eingefahren. Die Haushaltungsgesellschaften, welche in allen Statthalterschaften eingeführt sind, und die Landbauakademie haben ungemein wohlthätig zur Hebung des Ackerbaus beigetragen. Nur im S. findet man Obst, wofür in den nördl. Gegenden wilde Beeren in Menge wachsen. Man baut ferner: Flachs, Hanf, Taback, Kümmel, Buchweizen, Kartoffeln und Kaffeewicken. An Wild und an Fischen herrscht Überfluß. Die Viehzucht ist mittelmäßig. Mineralische Quellen gibt es eine Menge, nur keine Salzquellen. – Der Adel S.'s war bis 1789 der fast alleinherrschende Reichsstand. Derselbe theilte sich in den Herrenstand (Grafen und Freiherren), Ritterstand (Familien, welche unter ihren Vorfahren einen Reichsrath aufzuführen hatten) und niedern Adel. Die Zahl des Adels war sehr groß, hat sich aber in neuern Zeiten vermindert, weil viele Familien den früher behaupteten Adel aufgegeben haben, aber noch 1823 hatte S. 1296 stimmhabende adelige Geschlechter. Sie haben noch immer große Vorrechte, wenn sie auch den frühern Einfluß auf die Regierungsgeschäfte verloren haben. Der Bürgerstand ist größtentheils arm und wenig gewerbthätig, wohlhabender ist der freie Landmann. Die herrschende Kirche ist die protestantische, doch haben auch andere Religionsparteien Duldung. Eine eigne Sekte bildet die Lesergesellschaft in Norr-und Westerbotten, welche ein verabschiedeter Soldat gestiftet, und die ihre Anhänger im Bauernstande hat. Sie beruht auf der Annahme, daß der Mensch nur durch den Glauben selig werde, die Bibel und Luther's Schriften die einzigen christlichen Erbauungsbücher seien und die Prediger nichts taugten. Die Juden sind gedrückt. An der Spitze der kirchlichen Angelegenheiten steht der Erzbischof von Upsala mit elf Bischöfen. S. hat neun Bibelgesellschaften. Die Jugendbildung wird durch Schulen besorgt, namentlich durch 12 Gymnasien, eine Kriegsakademie und Militairschule zu Karlsberg, sechs Schiffahrtsschulen. Upsala und Lund haben Universitäten. Mehre gelehrte Gesellschaften zeugen von dem herrschenden Interesse an den Wissenschaften. Stockholm, Upsala und Lund haben ansehnliche Bibliotheken. Die Schweden sind im Allgemeinen ein Volk, das sich durch schönen, kräftigen Wuchs, lichte Haare und blaue Augen, Sittenreinheit, Vaterlandsliebe, Frömmigkeit und Tapferkeit auszeichnet. Häufiger als irgend sonst wo, kommen in S. Beispiele sehr hohen Alters vor. Außer den [127] Schweden gibt es in den nördl. Provinzen Finnen und Lappen. Hauptnahrungszweige sind Acker- und Wiesenbau (besonders in den südl. Provinzen), Viehzucht (besonders in den nördl. Provinzen, wo namentlich Rennthiere gezogen werden), Fischerei, besonders nach Heringen, vor Allem Bergbau und Waldnutzung. Die Industrie ist unbedeutend, trotzdem daß die Regierung sie zu heben bemüht ist. Der Handel, namentlich der zur See, ist ansehnlich, die Ausfuhr ist immer noch schwächer als die Einfuhr, welche sich vorzüglich auf Getreide, Wein und Fabrikerzeugnisse bezieht. Stockholm und Gothenburg haben fast den ganzen Handel, und außer ihnen sind nur noch Kalmar, Malmö und Marstrand als ansehnliche Stapelstädte zu erwähnen.
Die jetzige Constitution des Königreichs S. datirt sich vom 7. Juni 1809 und die Thronfolgeordnung ist am 18. Dec. 1809 festgesetzt worden. Hiernach ist S. ein Erbreich, sodaß die männlichen Nachkommen zur Thronfolge gelangen, nicht aber die weiblichen und deren Nachkommen. Im Fall des Aussterbens der männlichen Linie wird durch die Stände zu einer neuen Königswahl geschritten. Dem König steht ein Staatsrath zur Seite, dessen Mitglieder wie der König stets zur evangelischen Kirche sich bekennen müssen. Derselbe besteht aus neun Mitgliedern: den Staatsministern der Justiz und der ausländischen Geschäfte, sechs Staatsräthen und einem Hofkanzler. Der König hat ferner fünf Staatssecretaire: des Cultus, des Innern, der Finanzen und des Handels, des Krieges, der Marine. Der König ist höchster Befehlshaber der Land- und Seemacht. Der Staatsrath bewacht die Aufrechthaltung der Regierungsform und der öffentlichen Gesetze. Das Tribunal des Königs, aus 12 vom König ernannten sachkundigen Männern zusammengesetzt, ist befugt, in streitigen Fällen den Sinn der Gesetze auszulegen. Das Recht der Begnadigung, der Erhebung in den Adelstand, der unter den ältesten männlichen Nachkommen forterbt, sind königl. Vorrechte. Der Staatsrath übernimmt die Verwaltung der Regierungsgeschäfte, wenn der König abwesend, oder noch nicht zur Mündigkeit gelangt ist, welche nach dem 20. Jahre eintritt. Stände des Reichs sind: der Adel, die Geistlichkeit, die Bürgerschaft und der Bauernstand. Alle über 24 Jahre alte Häupter adeliger Familien sind stimmberechtigt. Vom Bürgerstande haben 83 Städte das Recht, Abgeordnete zu ernennen; Stockholm ernennt deren allein zehn. Auch der Bauernstand wählt seine Vertreter. Die volle Anzahl der Reichsstände besteht aus 1170 Adeligen, 70 Priestern, 108 Bürgern und 259 Bauern, doch sind fast nie alle zugegen. Die Entscheidung erfolgt nach der Stimmenmehrheit der Stände, nicht aber nach der Mehrheit der Köpfe. Regelmäßig kommen die Stände alle fünf Jahre zusammen, doch kann der König einen außerordentlichen Reichstag berufen. Die Stände wählen einen Verfassungsausschuß, welcher die nöthigen Änderungen in dem Staatsgrundgesetze berathschlagt, einen Ausschuß zur Darlegung des Finanzzustandes, einen Bewilligungsausschuß, einen Bankausschuß, einen Gesetzausschuß und einen Ökonomieausschuß. Das Reich hat fünf Orden: den Seraphinenorden, welchen nur Fürsten und hohe Staatsbeamte erhalten, und dem die Oberaufsicht über alle wohlthätigen Anstalten des Reiches übertragen ist; den Schwertorden oder das gelbe Band, für Militairs; den Nordsternorden für Geistliche und Civilbeamte; den Wasaorden oder das grüne Band für um Gewerbe, Handel u.s.w. verdiente Männer; den Orden Karl XIII. für um das Gemeinwesen erworbene Verdienste. Die gesammten Staatseinkünfte belaufen sich auf 20 Mill. Thlr. Banco und die Staatsschulden auf 9,000,000 Bthlr. Die Landmacht beträgt im Frieden 39,846 M., im Kriege 126,779 M.; die Seemacht besteht aus 226 Kriegsfahrzeugen, darunter 21 Linienschiffe, 7 Fregatten, 8 Corvetten, Briggs und Jachten, 199 Kanonierbote u.s.w. Über 10,000, im Kriege über 16,000 Seesoldaten dienen zur Bemannung dieser Schiffe. Seit 1827 ist der Kronprinz Großadmiral der Flotte.
Das Königreich S. besteht aus drei Hauptländern: S. an sich, Gothland und Nordland, und diese werden in Bezug auf Verwaltung in 24 Läne oder Höfdingdöme getheilt, welche wieder in 117 Vogteien zerfallen. Eine ältere theilweise noch gültige Eintheilung unterschied 24 Landschaften. Schweden an sich (Swealand) umfaßt die Landschaften: Helsingland, Gestrikland, Herjedalen, Dalarne, Wermeland, Nerike, Westmanland, Upland, Södermanland, die mit Ausnahme der Hauptstadt des Königreichs, Stockholm (s.d.), in neun Läne zerfallen. Im Stockholm-Län sind nur die Seestädte Nortelge und Södertelge bemerkenswerth. In Upsala-Län liegt die Universitätsstadt Upsala mit 5000 Einw. In ihr befindet sich die größte Domkirche S.'s, in welcher die Gräber vieler Könige und Denkmäler berühmter Männer (z.B. Linné's) sind; es ist der Sitz des Erzbischofs und Primas des Reichs, der seinen Palast aber in Gamla-(Alt-) Upsala hat. Die 1476 gestiftete Universität ist stark besucht und außer ihr hat die Stadt noch mehre wissenschaftliche Anstalten, als eine 1728 gestiftete Akademie der Wissenschaften, ein Predigerseminar, eine Sternwarte, ein Naturaliencabinet, eine Bibliothek, einen botanischen Garten, eine Kunst- und Münzsammlung, eine Kathedralschule, eine kosmographische Gesellschaft, zwei Buchhandlungen und eine Druckerei. Der Getreidebau und die Fabrikation von seidenen Strumpfwaaren, Band und Taback sind nicht unbedeutend. Dannemora, das wichtigste Eisenwerk S.'s, liefert aus 25 Gruben jährlich an 90,000 Schiffspfund Eisen. In dem großen Hammerwerke Loeffta arbeiten stets 2000 M. und es werden jährlich 6–7000 Schiffspfund hergestellt. Österby mit großen Schmelzöfen und Zainhämmern, liefert jährlich 3000 Schiffspfund Stangeneisen. Söderfors an der Dalelf enthält die einzige Ankerschmiede S.'s mit 600 Arbeitern. In Westmanland oder Westerås-Län liegt Westerås mit 3400 Einw., Sitz eines Bischofs, wo eine große Metallwage, Schiffswerfte und Handel. Sala oder Salberg, eine Bergstadt mit über 3000 Einw. hat ein schwaches Silberbergwerk. Bei Norberg sind bedeutende Eisengruben. Dalarne, Thalland, Storakopparbergs- oder Falun-Län enthält die Bergstadt Falun mit einem großen Kupferwerk, vielen Schmelzöfen und einem Vitriolwerk. Beim Dorfe Elfdalen wird schöner Porphyr gebrochen und zu Dosen, Tischplatten u.s.w. verarbeitet. Im Nerike oder Örebro-Län liegt Örebro mit über 4000 Einw., ansehnlichem Handel, Fabriken und Eisenwerken; in Södermanland oder Nyköpings-Län Nyköping mit vielen Fabriken, und Elskilstuna, wo viele Stahl- und Eisenwaaren hergestellt werden. Zu Wermeland oder Carlstad-Län gehört Carlstad auf einer Insel in der Claraelf mit 3000 Einw., das Sitz eines Bischofs ist, ein Gymnasium, Ackerbau und [128] ansehnlichen Handel hat. Gefleborg-Län besteht aus den drei Vogteien: Gästrikland, Södra- und Norra-Helsingland. In ihm liegt die Stapelstadt Gefle, welche Sitz eines Bischofs ist und 7700 Einw. hat. Sie besitzt ein Gymnasium, Schiffswerfte, viele Fabriken und sehr bedeutenden Handel. Ansehnlich ist auch der Handel von Hudikswall und von Söderham. An beiden Orten werden jährlich an 600,000 Ellen Leinwand verkauft. – Göthaland oder Gothland, wozu die Landschaften Ostgothland, Småland, Blekinge, Westgothland, Dalsland, Bohusland, Halland, Skåne, Öland und Gothland gehören und das in 12 Läne getheilt wird. Zu Ostgothland werden auch Småland und die Inseln Öland und Gothland gerechnet. In Ostgöthaland oder Linköping- Län liegen der Bischofsitz Linköping mit 3700 Einw., drei Kirchen, einem Gymnasium mit Bibliothek und Fabriken; die Stapelstadt Norrköping mit gegen 10000 Einw., fünf Kirchen, einem Zuchthause, Hafen, Schiffswerften, großem Messinghammerwerk, vielen Fabriken und Handel. Zu Wadstena sind in der Kirche die Begräbnisse vieler Mitglieder der königl. Familie, namentlich Gustav Wasa's. Zu Kalmar-Län gehört die Stapelstadt und Festung Kalmaran dem kalmarischen Sunde, zwischen Öland und dem Festlande, mit über 5000 Einw. Sie ist Sitz eines Bischofs, hat mehre Fabriken und starken Handel. Auf dem hiesigen Schlosse wurde 1397 die bekannte kalmarische Union (s.d.) geschlossen. Bei Westerwik, welches starken Handel treibt, liegt ein ansehnliches Kobaltbergwerk. Die Insel Öland hat 31,000 Einw., welche von Ackerbau, Viehzucht, Kalkbrennen, Steinhauen, Fischerei und Handel leben, und steht unter einem eignen Landeshauptmann. Ein großes Alaunwerk gibt mehr als 300 Menschen Beschäftigung. Unter großen Erleichterungen für die Anbauer ist eine Stadt begründet worden, welche nach dem alten königl. Schlosse, welches dem Hafen zum Schutze dient, Borgholm genannt worden. Zu Kronoberg- oder Wexiö-Län gehört Wexiö, der Sitz eines Bischofs. Die Stapelstadt Jönköping in dem nach ihr benannten Län, am Wettersee mit 4000 Einw., ist bekannt durch den Frieden, welcher 1809 zwischen S. und Dänemark hier geschlossen wurde. Wisby- oder Gothland-Län wird durch die fruchtbare Insel Gottland gebildet mit der Stapelstadt Wisby, die über 4000 Einw. hat und Sitz eines Bischofs ist. Zu Söder-Göthaland gehören die Provinzen Blekinge, Schonen und Halland, mit vier Landshauptmannschaften. Zu Blekinge oder Karlskrona-Län gehört die Stapelstadt Karlskrona mit einem großen wohlbefestigten Hafen, 12,400 Einw., einer 1500 F. langen Brücke, zwei Citadellen, Schiffswerften, Schiffsdocken und Handel. In dem Hafen liegt gewöhnlich die Kriegsflotte. Karlshamm hat 4000 Einw., Hafen, Castel, Schiffswerfte und Fabriken. Zu Schonen gehören Christianstads-Län und Malmöhus-Län. Die befestigte Stapelstadt Christianstad hat 4000 Einw. und einige Fabriken. Die Stapelstadt Malmö am Sund hat 8400 Einw., einen schönen Marktplatz, Hafen, viele Fabriken und Handel. Zu Lund, einer Festung mit 4000 Einw., ist die zweite Universität des Landes, ein Predigerseminar, eine Sternwarte, ein botanischer Garten, eine Bibliothek, ein Museum, eine Domkirche und eine physiographische Gesellschaft. Sie ist Sitz eines Bischofs, hat einige Fabriken und ansehnlichen Handel. Eine stark befestigte Stapelstadt mit 4000 Einw. ist Landskrona; sehr sicher und befestigt ist der Hafen. Ystad oder Ojestad, gleichfalls Stapelstadt, hat 4000 Einw. und einen schlechten Hafen. Auf der Sundinsel Hven sieht man noch die Ruinen des Schlosses Uranienburg, auf welchem einst der berühmte Astronom Tycho de Brahe (s.d.) lebte. In Halland, Hochland oder Halmstad-Län liegt Halmstad. Wästgöthaland enthält vier Landshauptmannschaften. In Göteborg-und Bohus-Län liegt die Stapelstadt Göteborg oder Gothenburg, nach Stockholm die größte Stadt S.'s, mit 28,000 Einw. Sie liegt an der Göthaelf ungefähr drei Meilen über ihrer Mündung, am Einflusse der Mindal oder Möladal und hat schöne, breite Straßen, viele ausgezeichnete Gebäude, namentlich die Börse, das Zeughaus, das Gebäude der ostind. Compagnie und die Hauptkirche. Kanäle durchschneiden sie, welche mit Baumreihen eingefaßt und deren Ufer durch 21 Brücken in Verbindung gesetzt sind. Sie ist Sitz eines Bischofs, einer Gesellschaft der Wissenschaften, einer landwirthschaftlichen und einer patriotischen Gesellschaft, hat ein Gymnasium und mehre andere Schulanstalten, einige Fabriken und sehr bedeutenden Handel, der von einem guten Hafen begünstigt wird, mit welchem die Stadt durch eine lange, an schroffe Felsen sich lehnende Gasse in Verbindung steht. Marstrand, eine befestigte Stapelstadt mit einem Freihafen, hat ansehnlichen Handel. Die Stapelstadt Uddewalla hat 4000 Einw. Zum westgothischen Thalland, Dalsland, gehören Wenersbörgs- oder Elssbörgs-Län und Skarabörgs-Län. Im letztern liegen die Glashütten Årnäs und Bramö, welche jährlich für 80,000 Thlr. Tafelglas liefern. – Zu Norrland oder Nordland gehören vier Läne. In Jämtlandslän gehören 900,000 Morgen Land der Krone, welche dieselbe an Colonisten vergibt. Zu Wäster-Norrlandslän gehört Hernösand auf der Insel Hernö, Sitz eines Bischofs, wo eine Druckerei für Bücher in lappländ. Sprache. Zu Westerbottn-Län mit der Hafenstadt Umeå, gehören die südl. Lappmarken; zu Norrbottnlän mit Piteå und Luleå, die nördl. Lappmarken. (Vergl. Lappland.) Der in Norrbottnlän liegende Berg Afwasaxa, welcher 582 F. hoch ist und ganz frei liegt, eignet sich vorzüglich zur Betrachtung der Mitternachtsonne. Vom 16.–30. Juni ist nämlich von hier aus die Sonne fortwährend sichtbar, ohne unterzugehen.
Es ist sehr wahrscheinlich, daß die alte Sage recht hat, welche die jetzigen Bewohner Schwedens und Norwegens ein aus südl. Gegenden eingewandertes Volk sein läßt. Die Urbewohner waren wahrscheinlich finnischen Stammes und wurden von den Einwanderern in den höhern Norden verdrängt. Nach der Sage sollen diese ursprünglich am schwarzen Meere gewohnt haben und unter Odin nach Norden gewandert sein, von welchem dann die Götterlehre eingeführt wurde, in welcher der Name Odin selbst als der des Allvaters vorkommt. (Vergl. Götter.) Wie andere nordeurop. Völker befleißigten sich die Schweden schon in frühen Zeiten der Schiffahrt und unternahmen Raubzüge nach dem Westen und Süden. Ansgar (s.d.), der Apostel des Nordens, gewann 853 den König Olaf II. und die Stände des Reichs für das Christenthum, und Olaf III. ließ sich selbst 993 taufen. S. war früher in beiweitem engere Grenzen eingeschlossen und breitete sich nur allmälig [129] aus. Nachdem 1250 das Geschlecht der Folkunger zur Herrschaft gelangt war, vereinigten sich die Gothen mit den Schweden, 1248 und 1293 wurde Finnland erobert. Die Eroberungen, welche König Magnus 1332 machte, gingen wieder verloren, Magnus selbst und sein Sohn Hakon wurden von 24 mächtigen Herren des Landes ihrer Würde entsetzt und 1363 der Herzog Albrecht von Mecklenburg von jenen auf den Thron gerufen. Nachdem aber auch Albrecht gestürzt worden war, vereinigte Margaretha (s.d.) in Folge der kalmarischen Union die drei nordischen Königreiche Dänemark, Norwegen und Schweden unter Einen Scepter. Durch grenzenlose Bedrückungen der schwed. Unterthanen machte sich Margaretha verhaßt und als Erich XIII., welcher ihr 1412 folgte, noch tyrannischer verfuhr, kam es 1436 zu einer Empörung, welche auf einige Zeit das Joch der Gewaltherrschaft erleichterte. Erich war abgesetzt worden, bald aber drückte der 1443 zum Reichsverweser erwählte Christoph von Baiern das schwed. Volk nicht minder als vorher die dän. Könige. Nach Christoph's 1448 erfolgtem Tode traten die Schweden aus der Union und wählten Karl Knutson, welcher 1436–43 Reichsverweser gewesen war, zum Könige, unter dem Namen Karl VIII. Nachdem aber schon 1450 die kalmarische Union für die Folgezeit erneuert und Karl VIII. 1456 vor den Dänen entflohen war, fiel die schwed. Krone an den dänischen König Christian I. Er war einer unersättlichen Habgier ergeben und wurde 1464 durch einen Aufstand entthront. Karl VIII. kehrte zurück, ward jedoch schon im folgenden Jahre abermals vertrieben und Erich Axelson wurde Reichsverweser. Dieser, ein Eidam Karl VIII., bewirkte dessen Zurückberufung. Nachdem dieser nun bis zu seinem Tode 1470 regiert, folgte ihm, aber nur unter dem Titel eines Reichsverwesers, Sten Sture. Mit gleicher Würde regierte nach ihm Suante Nielsson Sture (1504–12) und dessen Sohn Sten Sture (1512–20), bis endlich der dän. König Christian II. als König von S. anerkannt wurde. Um sich an dem ihm früher feindlichen Adel und der Geistlichkeit zu rächen, ließ er 1520 zu Stockholm 94 der vornehmsten Personen hinrichten. Diese grausame That, bekannt unter dem Namen des stockholmer Blutbades, regte die Schweden zur Empörung auf. Es führte sie Gustav Wasa, aus dem Hause der Sture, und derselbe wurde 1521 zum Reichsverweser und 1523 als Gustav I. zum Könige von S. erwählt. Im Kampfe mit einer verderbten Geistlichkeit, einem übermüthigen Adel und einem des Gehorsams entwöhnten Volke wußte Gustav seine Macht zu befestigen, sowie ihm auch die Einführung der Reformation gelang. Unter Erich XIV. (1560–68) erhob der Adel und nach dessen Entthronung unter Johann III. (1568–92), der wieder zur katholischen Kirche übertrat, die Geistlichkeit aufs Neue das Haupt. Sein Sohn und Nachfolger Sigismund, seit 1587 schon König von Polen, wurde 1602 von seinem protestantischen Oheim Karl entthront und dieser wurde als Karl IX. 1604 König von S. Nachdem von ihm der Protestantismus wieder befestigt worden war, folgte ihm 1611 sein glorreicher Sohn Gustav II. Adolf (s.d.). Kämpfend für die Befestigung des schwed. Reichs und des Protestantismus im Allgemeinen, fiel derselbe in der Schlacht bei Lützen 1632, nachdem er den schwed. Namen auf den höchsten Gipfel des Ruhms erhoben hatte. Indeß hatte der Krieg große Opfer des Landes nöthig gemacht und der Adel hatte in demselben neue Gelegenheit gefunden, seine Reichthümer und seine Macht zu vergrößern. Noch mehr war dies der Fall unter Axel Oxenstierna, welcher während Christi nens (s.d.) Minderjährigkeit Reichsverweser war. Die Heldenthaten des schwed. Heers brachten indeß dem Lande große Vortheile und namentlich erhielt S. durch den westfäl. Frieden die deutschen Herzogthümer Bremen, Verden, Vorpommern, einen Theil von Hinterpommern und Wismar, nebst der deutschen Reichsstandschaft. Zu Gunsten ihres Vetters Karl Gustav, Pfalzgrafens von Zweibrücken, dankte Christine 1654 ab und dieser wurde als Karl X. Gustav König. Nach glänzenden Waffenthaten starb er 1660 und ihm folgte sein unmündiger Sohn Karl XI. unter vormundschaftlicher Regierung. Diese brachte 1660 im Frieden mit Polen zu Oliva ganz Liefland bis zur Düna an S., und auch mit Dänemark und Rußland wurden Vergleiche geschlossen. Seit 1672 regierte Karl XI. selbst, brachte 1680 eine Menge durch den Adel entrissene Güter an die Krone zurück, erhielt den Frieden aufrecht und that Alles, um den zerrütteten Wohlstand des Landes wieder zu heben. Sein Sohn Karl XII. (s.d.), 1697–1718, stürzte das Reich in neue Kriege, errang hohen Ruhm, erlag aber endlich seinen Feinden, und hinterließ bei seinem Tode 1718 ein ausgesogenes Land, dessen Bewohner nichts als die Erinnerung ihrer Großthaten hatten. Die Parteistreitigkeiten, welche von nun an eine lange Reihe von Jahren, während der fälschlich sogenannten Freiheitszeit, herrschten, ließen den Wohlstand nicht wieder aufkommen. Ulrike Eleonore, Karl XII. Schwester, und ihr Gemahl Friedrich von Hessen konnten dem alle Macht an sich reißenden Adel keinen kräftigen Widerstand leisten und unter der Regierung Adolf Friedrich's von Holstein (1751–71) gab es einen König nur noch dem Namen nach. Gustav III. (s.d.) wollte die Übermacht des Adels einschränken und wurde 1792 ermordet. Gustav IV. Adolf, sein Sohn, regierte bis 1796 unter der Vormundschaft seines Oheims, des Herzogs Karl von Südermannland, welcher bei Gustav's 1809 erfolgender Entthronung als Karl XIII. sein Nachfolger wurde. Er war eifrig für das Wohl S.'s bemüht, vollendete dessen Verfassung und adoptirte unter dem Namen Karl August den zu seinem Nachfolger ernannten Prinzen Christian von Holstein-Sonderburg-Augustenburg und nach dessen Tode den von den Ständen 1810 erwählten Marschall Bernadotte, welcher ihm 1818 als Karl XIV. Johann (s.d.) folgte. Durch den Frieden zu Kiel mit Dänemark 1814 hatte Karl XIII. Norwegen mit S. vereinigt, dafür aber das bisher schwed. Pommern und die Insel Rügen abgetreten. Schon 1809 war Finnland nebst andern Besitzungen an Rußland abgetreten worden. König Karl XIV. Johann hat seine Herrschaft festgestellt, indem er den größern und bessern Theil der Nation und namentlich auch das Heer durchaus für sich gewonnen, eine Menge segensreicher Einrichtungen getroffen und ebenso große Liebe zu seinem Volke als Kraft in Behauptung der ihm anvertrauten Macht bewiesen hat. Die Staatswirthschaft und Verwaltung sind verbessert, das Heer ist besser organisirt, durch großartige Kanal- und Straßenbauten ist die Communication im Innern des Landes erleichtert worden; vorzügliche Sorgfalt hat die Regierung auf Hebung des Landbaues gewendet, auf Förderung des Bergbaues und auf Vermehrung der bisher daniederliegenden Gewerbthätigkeit. [130] Der Handel hat eine neue, vortheilhaftere Gestalt gewonnen und das Unterrichtswesen hat sich bedeutend gehoben.
DamenConvLex-1834: Maria Eleonore, Königin von Schweden · Luise Ulrike, Königin von Schweden · Ulrike Eleonore, Königin von Schweden · Schweden · Eugenia, Bernhardine Desirée, Königin von Schweden · Christine, Königin von Schweden · Gustav Adolph, König von Schweden · Friederike, Königin von Schweden
Pataky-1898: Friederike, Königin von Schweden
Pierer-1857: Schweden [3] · Schweden [4] · Schweden [2] · Neu-Schweden · Schweden [1]
Buchempfehlung
Während seine Prosa längst eigenständig ist, findet C.F. Meyers lyrisches Werk erst mit dieser späten Ausgabe zu seinem eigentümlichen Stil, der den deutschen Symbolismus einleitet.
200 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro