Tippo Saheb

Tippo Saheb

[437] Tippo Saheb, Sultan von Mysore (s.d.), geb. 1751, folgte seinem Vater Hyder Ali 1782 und setzte den Krieg gegen die Engländer, welchen Jener unternommen, bis 1784 fort, wo ein Friede geschlossen wurde, welcher ihn wenigstens [437] nicht in Nachtheil brachte.

T. trug selbst zum Ruin seines schönen, 4600 ! M. umfassenden blühenden Reichs bei, indem er Hindus und Christen grausam verfolgte. Nachdem er den mit den Engländern verbündeten Rajah von Travankore feindlich behandelt hatte, züchtigten ihn die mit den Mahratten und dem Subah von Dekan verbündeten Engländer, belagerten ihn 1792 in seiner Hauptstadt Seringapatam und zwangen ihn dadurch zu einem Frieden, durch welchen er fast die Hälfte seines Reichs einbüßte und überdies 33 Mill. Rupien bezahlen mußte. Die Engländer theilten mit ihren Bundesgenossen. Im Vertrauen auf den Schutz Frankreichs arbeitete der überaus kluge und kriegslustige S. bald wieder im Stillen an einem Plane, die Macht der Engländer in Asien, wo möglich, zu zerstören. Seine und Frankreichs Rüstungen verriethen endlich seine Pläne und die Engländer erklärten ihm mit ihren frühern Verbündeten 1799 den Krieg. Sie schlugen ihn zweimal, belagerten Seringapatam und nahmen es am 4. Mai im Sturm, wobei T. erschlagen ward. Obgleich die Engländer den Krieg allein geführt hatten, so theilten sie doch aus kluger Vorsicht abermals den noch übrigen Theil der ehemaligen Herrschaft Hyder Ali's mit ihren Bundesgenossen. Bei der ersten Theilung waren ihnen 552 ! M. zugefallen, die zweite brachte 764 ! M. unter ihre Herrschaft. Nur ein Flächenraum von 1190 ! M. blieb von dem einst so mächtigen Reiche übrig, welchen die Engländer dem Rajah Kisna übergaben, einem fünfjährigen Knaben, dem letzten Sprößling der Familie, welche vor Hyder Ali über Mysore geherrscht hatte. Den zahlreichen Kindern und Verwandten T.'s wiesen die Briten die Festung Vellore im Karnatik als Wohnsitz an, und eine Pension von 720,000 Rupien wurde ihnen zugesagt. Die Bibliothek des Sultans kam nach London und ist hier nebst einem automatischen Kunstwerke, welches dem T. gehörte, einem Löwen, der einen Engländer zerfleischt, im Versammlungssaale der ostind. Gesellschaft aufgestellt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 437-438.
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