Todaustragen

[444] Todaustragen, Todaustreiben nennt man ein noch gegenwärtig in der Lausitz, in Schlesien, Böhmen und Polen, besonders unter den Kindern, zu Anfang des Frühlings, gewöhnlich am Sonntag Lätare, übliches Volksfest. In einigen Gegenden wird eine Puppe herumgetragen und endlich ins Wasser geworfen oder verbrannt, in andern ziehen die Kinder nur mit grünen geschmückten Reisern umher und sammeln kleine Gaben. Stets werden dabei gewisse Verschen gefangen, welche überall Ähnlichkeit miteinander haben. Die Bedeutung des Festes ist das Verschwinden des Winters, des Todesschlummers der Natur, und die Ceremonie ist ein Rest des heidnischen Festes, welches bei den Deutschen wie bei den Slawen bei Ankunft des Frühlings gefeiert wurde. Dafür hat sich dann, namentlich in Polen, die Idee der Verbreitung des Heidenthums durch das Christenthum geltend gemacht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 444.
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