Veilchen

[562] Veilchen, lat. Viola, heißt eine an Arten sehr reiche Gattung Pflanzen, die auch wegen ihrer zum Theil schönen und wohlriechenden Blüten sehr beliebt und deshalb auch in unsern Gärten eingebürgert sind. Dies gilt namentlich von dem vorzugsweise das wohlriechende genannten Veilchen, welches aber auch wild vorkommt und als Sinnbild der Bescheidenheit allgemein bekannt ist. Als Zierpflanze wird das dreifarbige Veilchen oder Stiefmütterchen und Dreifaltigkeitsblume in großer Mannichfaltigkeit der Farben gezogen, und die großblumigen Arten derselben zeichnen sich durch Pracht der Farben und Zeichnungen und einen niedrigern, gedrängten Wuchs aus. Die Wurzel der Veilchen ist jener der Ipecacuanha (s.d.) sehr ähnlich und bewirkt ebenfalls Erbrechen, jene sogenannte Veilchenwurzel aber, welche kleinen Kindern zum Kauen daran gegeben wird, um das Zahnen zu befördern, und die einen angenehmen Veilchengeruch und bitterlichen Geschmack besitzt, rührt von der florentin. Iris her, die im südl. Europa heimisch ist und besonders häufig um Florenz vorkommt, ihrer schönen Blüten wegen aber auch in unsern Gärten gezogen wird. Den Veilchengeruch bekommt die Wurzel erst beim Trocknen und wird häufig in Parfumeriefabriken verbraucht. Die Blumenblätter der Veilchen geben durch Auspressen einen schönblauen Saft, auch bereitet man daraus Veilchensyrup, der in den Apotheken käuflich ist und zum Färben von Confituren gebraucht wird. – Unter dem Namen Veilchen- oder Violetholz, Königsholz, Polyxander- und Purpurholz kommt über Holland aus Südamerika ein röthlich oder violet geflecktes Holz für Tischler und Ebenisten in den Handel, das eine sehr schöne Politur annimmt. – Veilchensteine, die sogenannten, welche man auf der Schneekoppe im Riesengebirge und andern Gebirgen findet, sind nichts als Gneis- und Glimmerschieferstücke, welche von einer Flechte überzogen sind, die einen veilchenähnlichen Geruch hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 562.
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