[613] Vitellius (Aulus), röm. Kaiser im I. 69 n. Chr., regierte zwar nur acht Monate, bewies sich aber in dieser Zeit als einer der grausamsten und verworfensten Beherrscher des röm. Reichs. Im I. 12 geboren und von angesehener Familie, ward er von früher Jugend in die Schlemmerei und grenzenlose Sittenlosigkeit des röm. Hofes unter Tiberius, Caligula, Claudius und Nero eingeweiht. Die Gunst der letzten Kaiser verhalf ihm zu Ehrenstellen und Würden und nachdem er Proconsul in Afrika gewesen und die Aufsicht über die öffentlichen Gebäude in Rom geführt, gab ihm Kaiser Galba den Befehl über einige Legionen in Niederdeutschland. Bei diesen setzte er sich durch Nachsicht und Geschenke so in Gunst, daß sie ihn zu Galba's Nachfolger ausriefen, was andere Legionen mit Otho gethan hatten. In dem zwischen Beiden entstehenden Bürgerkriege unterlag Otho und tödtete sich selbst, sodaß V. alleiniger Kaiser war. Seine unsinnige Verschwendung und maßlose Grausamkeit, die keines Menschen Leben schonte, verbunden mit gänzlicher Vernachlässigung der Regierung, veranlaßten aber die Legionen in Mösien, Pannonien und in den morgenländischen Provinzen zum Abfall und zur Erhebung des Vespasian (s.d.) zum Kaiser. Selbst in Italien erklärten sich Viele gegen V. und bei den in Rom selbst ausbrechenden Unruhen ging das Capitol in Feuer auf. V. verlor den Muth bei Annäherung der Truppen des Vespasian und anstatt Rom zu vertheidigen, verbarg er sich in einem Winkel seines Palastes, wo er aber von den Gegnern gefunden, unter Mishandlungen nach dem Markte geschleppt, dort umgebracht (20. Dec. 69) und der Leichnam in die Tiber geworfen wurde.