Wachtel

Wachtel

[634] Wachtel (die) bewohnt als Zugvogel die gemäßigten Länder der alten Welt, gehört zu den Feldhühnern und ist von Gestalt und Gefieder dem Rebhuhne sehr ähnlich, nur kleiner und entbehrt des Sporns über der Hinterzehe.

Das Männchen ist im zweiten Jahre an seiner schwarzbraunen Kehle leicht kenntlich und läßt allein den Ruf vernehmen, wegen dessen diese Vögel von vielen Vogelliebhabern sehr geschätzt werden. Das Weibchen hat eine weißliche Kehle und dunklere Rückenfarbe. In unsern Gegenden treffen die Wachteln im Mai ein, halten sich in den Getreidefeldern und Wiesen auf und nähren sich von allerlei Sämereien, Gräsern und Insekten. Sie leben paarweise und Ende Jun. legt das Weibchen 8–14 grünlichweiße, braunfleckige Eier in eine ausgescharrte und mit Halmen ausgefütterte Vertiefung des Bodens und brütet sie binnen drei Wochen aus. Sie laufen sehr hurtig mit aufwärts gerichtetem Halse und indem sie beständig mit dem Kopfe nicken, sind sehr streitsüchtig und Wachtelkämpfe gehören seit den ältesten Zeit zu den Belustigungen der Chinesen. Werden sie aufgejagt, so steigen sie trotz ihrer kurzen Flügel rasch in die Höhe, scheint ihnen aber die Gefahr zu nahe, so stecken sie den Kopf in ein Loch und halten sich vermuthlich für sicher vor Dem, was sie nicht sehen. Zu Ende Sept. ziehen sie aus unserer Gegend östl. und südl. davon und zum Theil in Scharen über das Mittelmeer nach Afrika; sie stellen sich bei dieser Reise an gewissen Orten, z.B. auf der Insel Capri (s.d.), im Herbst und Frühjahr regelmäßig in solcher Menge ein, daß ihr Fang einen großen Ertrag abwirft, da sie ein sehr wohlschmeckendes Gericht liefern. Dieser gehörte sonst dem dortigen Bischofe, welcher davon der Wachtelbischof genannt wurde. Als Stubenvögel läßt man sie im Zimmer umherlaufen und sie werden dabei 6–8 Jahre alt. Der in die Erntezeit hinein dauernde Schlag der Wachtel klingt wie ein leises »wärra, wärra«, dem ein lautes »pickwerwick, pickwerwick« folgt und eine Wachtel wird um so mehr geschätzt, je öfter sie dies wiederholt. In katholischen Ländern haben sich die Leute den Wachtelschlag mit »Marie, Marie; bitt für uns« übersetzt, sonst aber meinen die Schnitter, sie sage: »Bück' den Rück«. – Der Wachtel sehr ähnlich, nur etwas größer ist der sogenannte Wachtelkönig oder Wiesenschnarrer, der aber zu den Sumpfvögeln gehört, obenher schwarzbraun mit graueingefaßten und olivenfarbig gespitzten Federn, untenher weiß mit braunrothen Querstreifen aussieht, und auf feuchten Wiesen, sind diese gemäht, in den Getreidefeldern sich aufhält. Seine Nahrung ist ziemlich die der Wachtel, in deren Gesellschaft er sich gegen den Herbst hin befindet und bei ihren Wanderungen gewissermaßen den Anführer der Züge machen soll, woher die Benennung Wachtelkönig rührt. Er brütet im Jul. seine fünf bis neun graulich und braunlichen, gefleckten Eier aus und die Weibchen sind dabei so eifrig, daß sie manchmal von der Sense des Schnitters auf dem Neste getödtet werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 634.
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