[696] Werther (Heinr. Aug. Alexander, Freiherr v.), seit 1837 preuß. Minister der auswärtigen Angelegenheiten, wurde 1772 in Königsberg in Preußen als Sohn des daselbst 1802 verstorbenen Generallieutenants v. W. geboren. Für den Kriegsdienst bestimmt, diente er vom Junker bis zum ältesten Rittmeister in demselben Dragonerregimente, dessen Chef zuletzt sein Vater war, nahm aber nach dem Frieden von Tilsit den Abschied, und wurde 1808 zum königl. Kammerherrn, 1809 zum preuß. Ministerresidenten in Konstantinopel ernannt. Auf diesem wichtigen Posten blieb er bis Jan. 1813, wo er mit Urlaub nach Preußen zurückkehrte und im Febr. 1814 als preuß. Gesandter an den span. Hof abging, von wo er erst in Folge der Revolution von 1820 nach Deutschland zurückkam. Hierauf wurde W. im Sept. 1821 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in London, wo er neben den politischen Verhältnissen der Erleichterung und Beförderung des Handels und der Schiffahrt zwischen Großbritannien und Preußen seine besondere Aufmerksamkeit widmete und nach den unter den engl. Ministern Huskisson, Robinson und Canning allmälig zur Geltung gelangten freisinnigen Ansichten über Handelspolitik, für Preußen den ersten Schiffahrtsvertrag unterhandelte und 1823 abschloß, welcher die Grundlage aller spätern abgegeben hat. Von [696] London ward W. 1824 als preuß. Gesandter nach Paris versetzt, wo er unter den schwierigsten Zeitverhältnissen und Ereignissen das Interesse seines Cabinets zu vertreten, nach der Juliusrevolution großen Einfluß auf den Forstbestand des Friedens auszuüben und wie vorher das Vertrauen Karl X., so nachher das Ludwig Philipp's sich zu erhalten wußte. Schon 1831 sollte er an die Spitze des Ministeriums des Auswärtigen treten, was er jedoch ablehnen zu müssen glaubte und erst 1837 folgte er der erneuten Berufung zu diesem hohen Posten, welchen er auch unter der Regierung Friedrich Wilhelm IV. fortbekleidet.