[425] Pocken, Menschenpocken, Blattern (Variolae), eine fieberhafte, sehr ansteckende Infektionskrankheit, bei der auf Haut und Schleimhäuten unter Schwindel, Gliederschmerzen und hohem Fieber sich anfangs etwa linsengroße rote Flecke bilden, auf denen sich mit einem Eindruck (Delle) versehene Bläschen entwickeln. Die Bläschen enthalten anfangs klare seröse Flüssigkeit, die sich unter neuer Fiebersteigerung (Suppurationsfieber) nach etwa acht Tagen in Eiter verwandelt; gegen den zehnten bis elften Tag beginnt die Eintrocknung der Pusteln (Exsikkationsstadium), es bilden sich Borken, die beim Abfallen Narben hinterlassen. Bei den fauligen P. finden Blutungen in die Bläschen statt (schwarze oder hämorrhagische P.). Die leichte Form sind die Varioloiden. Die Erreger der P. sind unbekannt; sie vertragen hochgradiges Austrocknen, sind durch die Luft übertragbar, und es besteht eine große Empfänglichkeit für den Ansteckungsstoff. Behandlung: reine, kühle Luft (12-14º R.), flüssige, nahrhafte Diät, kalte Überschläge, Öleinreibungen, Meiden des Aufkratzens der Pusteln. Seit dem 13. Jahrh. traten die P. in verheerenden Epidemien auf, die erst abnahmen seit Einführung der Impfung (s.d.). Über Wind-P. s. Varizellen; Erdbeer-P., amboinische P., s. Frambösie. – Vgl. Immermann (1895); über Geschichte der P. Kübler (1901). – Auch die P. der Haustiere sind eine akute, mit Fieber und Hautausschlag (rote Flecken, dann Knötchen und Pusteln, endlich Verschorfung und Vernarbung) verlaufende, bald lokalisierte, bald allgemeine Infektionskrankheit. Jede Tierart hat ihre eigentümliche Pockenkrankheit, und man unterscheidet Kuh-, Pferde-, Schaf-, Ziegen- und Schweine-P. Falsche P. (Varizellen) sind ähnliche, aber ungefährliche Ausschläge, so die Spitz-P. bei Schaf und Rind, die Wasser-P. (nach Ausfließen der Lymphe Wind-P.), die Stein- und Warzen-P.