Schiller [3]

[632] Schiller, Joh. Christoph Friedrich von, Dichter, geb. 10. Nov. 1759 zu Marbach, Sohn des Militärchirurgen, spätern Garteninspektors Johann Kaspar S. (geb. 27. Okt. 1723, gest. 7. Sept. 1796) und der Elisabetha Dorothea S., geb. Kodweiß (1731-1801), studierte 1773-80 auf der Karlsschule Jurisprudenz, dann Medizin und wurde 1780 Regimentsmedikus. Schon 1777 begann er sein erstes Drama »Die Räuber« (erschienen 1781; zuerst aufgeführt in Mannheim 13. Jan. 1782), dem 1782 »Fiesco« folgte. Unzufrieden mit seiner Lage, verließ er Sept. 1782 Stuttgart heimlich, lebte 1783 zu Bauerbach bei Meiningen auf dem Gute der Frau von Wolzogen und dichtete hier sein drittes Drama »Kabale und Liebe«, mit dem die 1. Periode seines Dichterlebens, die Zeit der mächtig, aber regellos aufstrebenden Kraft, schließt. Darauf ging er als Theaterdichter nach Mannheim, 1785 nach Leipzig (in dem nahen Gohlis entstand das »Lied an die Freude«), von da zu seinem Freunde Körner in Dresden, auf dessen Besitzung zu Loschwitz der »Don Carlos« vollendet wurde, und 1787 nach Weimar (Mai bis Nov. 1788 Aufenthalt in Volkstedt). 1789 ward er zum Prof. der Geschichte in Jena ernannt; 1790 Vermählung mit Charlotte von Lengefeld (geb. 22. Nov. 1766, gest. 9. Juli 1826), 1791 gefährliche Erkrankung, Aug. 1793 bis Mai 1794 Au fenthalt in Heilbronn, Ludwigsburg und Stuttgart. Während sich S. in dieser 2. Periode fast nur histor. und philos. Studien widmete (didaktisch-reflektierende Gedichte: »Die Götter Griechenlands«, »Die Künstler« etc.), aus denen die »Geschichte des Abfalls der Niederlande« (1788), die »Geschichte des Dreißigjähr. Krieges« (1791-93) und mehrere philos.-ästhetische Abhandlungen (»Über Anmut und Würde«, »Über naive und sentimentale Dichtung« etc.) hervorgingen, wandte er sich seit 1795, angeregt durch den innigen Verkehr mit Goethe, wieder der Poesie zu. Es begann nun die 3., klassische Periode; ihr gehören seine schönsten Gedichte: »Die Glocke«, die Balladen, sowie seine Meisterdramen: »Wallenstein« (1799), »Maria Stuart« (1800), »Jungfrau von Orléans« (1801), »Braut von Messina« (1803), »Wilhelm Tell« (1804) an. 1799 siedelte S. nach Weimar über, 1802 geadelt; nach einer Reise nach Berlin (1804) ward seine nie ganz wieder hergestellte Gesundheit immer hinfälliger, er starb 9. Mai 1805; 1827 wurden seine Gebeine in der Fürstengruft beigesetzt. Kinder: 1) Karl von S. (geb. 14. Sept. 1793 zu Ludwigsburg, gest. 21. Juni 1857 als württemb. Oberförster a.D. zu Stuttgart), dessen Sohn, Friedrich Ludw. Ernst von S. (geb. 28. Dez. 1826), österr. Major a.D., 8. Mai 1877 als letzter männlicher Nachkomme S.s starb; 2) Ernst von S., geb. 11. Juli 1796 zu Jena, [632] gest. als preuß. Appellationsgerichtsrat 19. Mai 1841 zu Vilich bei Bonn; 3) Karoline, geb. 13. Okt. 1799 in Jena, vermählt 1838 mit dem Bergrat Junot in Rudolstadt, gest. 19. Dez. 1850 in Würzburg; 4) Emilie, verehelichte von Gleichen-Rußwurm (s.d.), von der noch Nachkommen am Leben sind.S.s »Sämtliche Werke« zuerst hg. von Körner (12. Bde., 1812-15); kritische Ausg. von Goedeke (15 Tle., 1867-76); außerdem Boxberger und Maltzahn (1868-74), Boxberger und Birlinger (1882-91), Bellermann (1896-97), von der Hellen (1905). Dramat. Nachlaß, hg. von Kettner (1895). »Briefe«, hg. von Jonas (1892-96), »Geschäftsbriefe«, hg. von Goedeke (1875), »Briefwechsel« mit Goethe (4. Aufl. 1881), mit Körner (2. Aufl. 1874), mit W. von Humboldt (2. Aufl. 1876), mit Cotta (1876) u.a. – Biogr. von Frau von Wolzogen (1830), Schwab (1840), Palleske (15. Aufl. 1900), Viehoff (1875), Düntzer (1881), Wychgram (3. Aufl. 1898), Bellermann (1901), unvollendete von Weltrich (1885-89), Brahm (1888 fg.), Minor (1890). »Erläuterungen« von Düntzer, Viehoff u.a.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 632-633.
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