[86] Datteln, Früchte des Dattelbaumes, oder der Dattelpalme, (phoenix dactylifera), von welcher Pflanzengattung man gegen 40 Arten zählt. In Afrika, Asien, hauptsächlich in Syrien, Palästina und Aegypten sind sie häufig zu finden, doch auch seit längerer Zeit in einigen Gegenden des südlichen Europa einheimisch. In Valenzia z. B. gibt es einen großen Wald von 50,000 Dattelpalmen, die aber dort minder gute Früchte tragen, als in Afrika und Asien. Der Baum gehört zu den größten und erreicht zuweilen eine Höhe von 150 Fuß. Die Blattstiele haben eine Länge von 6 Fuß, und an den Seiten schilfähnliche Blätter, etwa zwei Zoll breit und in der Mitte, der Länge nach zusammengefalten. Die männlichen und weiblichen Blüthen stehen auf verschiedenen Stämmen, auf letztern wachsen die Früchte in einem großen Büschel beisammen, oft gegen 200 Stück. Der Befruchtung muß wegen der Entfernung der Blüthen meistens durch Kunst zu Hilfe gekommen werden. Mit dem 9. bis 10. Jahre beginnt der Baum zu tragen. Die Form der Dattel gleicht der Eichel, doch wird sie so groß wie eine Pflaume, sieht zur Zeit der Reise rothgelb aus, und hat ein süßes, angenehm schmeckendes Fleisch, in welchem ein länglicher harter Kern liegt. Man ißt die Frucht theils frisch, theils getrocknet und eingemacht, preßt auch einen Syrup daraus. Wir kennen sie bei uns nur im getrockneten Zustande, und finden sie im Geschmack der trocknen Feige ähnlich. Doch nicht allein die Frucht, sondern auch die meisten andern Theile des Baumes sind genießbar. Der durch Einschnitte in den Stamm gewonnene süße Saft, der sogenannte Palmwein, heißt nach vollbrachter Gährung Dattelnektar, und gibt auch einen guten Rum. Die Kerne werden zu Mehl gemahlen oder gekocht, und dienen den Kameelen, Ochsen und andern Lastthieren zur Nahrung; auch benutzt man sie gebrannt als Zahnpulver und zur Verfertigung der chemischen Tusche. Das weiche, wohlschmeckende Mark der jungen Stämme wird als Leckerbissen gegessen. Mit zunehmendem Alter verhärtet es sich jedoch, und[86] zuletzt enthält nur noch der Zipfel Eßbares. Die jungen, noch nicht völlig entwickelten Blätter (Palmkohl) geben eine gesunde Nahrung und werden theils gekocht, theils eingemacht, mitunter auch wohl roh gegessen. Aus den Blüthen bereitet man wohlriechendes Wasser. Die Zweige und Blätter werden zu Körben, Fächern, Sonnenhüten u. dgl. verarbeitet, das Holz wird zum Brennen und Bauen benutzt. Als die besten Datteln sind die von Tunis (Königsdatteln) erkannt. Wir erhalten diese Frucht meistens aus der Barbarei, Italien und Spanien.
L. M.