[266] Friesel (Medicin), ist eine meistentheils gutartige Hautkrankheit, welche in Folge vorhergegangener Schweiße für sich, oder im Verlaufe von Haut- und andern Krankheiten entsteht. Es zeigen sich rothe Stippchen mit ganz kleinen Knötchen, die schnell zu kleinen Bläschen von unbestimmter Form, und meist von der Große eines mittelmäßigen Nadelknöpfchens sich gestalten, welche eine klare Flüssigkeit enthalten, nach einem oder einigen Tagen verschwinden und bei fortdauernden Schweißen von andern ersetzt werden. Wöchnerinnen, die ohne Rücksicht auf die heiße Jahreszeit in dicken Federbetten nach thörichter Sitte früherer Zeiten in Schweiß zerfließen müssen, Kinder und Erwachsene, die zu warm gekleidet und in eben solchen Betten und dunstigen Stuben schlafen, bekommen leicht Friesel, der bei leichterer Bekleidung und bei Letztgenannten durch kalte Waschungen und Bäder vermieden, und wo er entstanden war, verringert wird. Der Frieselausschlag ist an sich gar nicht gefährlich, zufällige üble Ausgänge haben ihn aber zu einem furchterregenden[266] Uebel bei Laien gemacht. Wenn durch zu warmes Verhalten, das auch den Friesel bedingte, die leichter zulässige Erkältung Statt fand, der Ausschlag dadurch zurücktrat und der Hauptkörperzustand gefährlich wurde, suchte man in jenem Zurücktreten die üble Ursache, die nur gleichzeitiges Nebenleiden betraf. Gewöhnlicher fieberloser Friesel darf von obigem Verfahren nicht abhalten, am allerwenigsten darf man bei Kindern im Sommer das Baden deßhalb aussetzen, sonst entsteht durch Einwirkung des die kleinen entzündeten Stellen beizenden Schweißes Ausschlag daraus. Der fieberhafte Friesel ist derselbe Ausschlag, nur länger dauernd, oft erst am zehnten bis zwanzigsten Tage mit kleienartiger Abschuppung sich entscheidend und wird von allgemeinen Fieberzeichen begleitet, nach deren Grade die Gefährlichkeit sich bestimmt. Dieser röther aussehende Ausschlag ist es, der oft für Scharlach gehalten wird, ist es aber eben so wenig, als der beim Scharlach durch zu warmes Verhalten entstehende Friesel einen Scharlachfriesel gibt. In dieser Krankheit ist mäßig warmes Verhalten ohne Erkältung und eine kühlende Diät nöthig. Bei Wöchnerinnen wird ein fieberhafter Friesel durch Zurückweichen der Wochenfunctionen, der Milchabsonderung leicht gefährlich, die Bläschen füllen sich mit weißlicher Flüssigkeit, weßwegen man diese Art Milchfriesel nennt, und man hat alle Sorgfalt anzuwenden, um jene Funktionen schnellmöglichst wieder herzustellen.
D.
Adelung-1793: Friesel, das · Medicin, die
Brockhaus-1837: Friesel · Medicin
DamenConvLex-1834: Medicin · Impfen (Medicin) · Staar (Medicin) · Schwämmchen (Medicin) · Herz (Medicin) · Fisteln (Medicin) · Constitution (Medicin) · Fontanell (Medicin) · Flechten (Medicin)
Herder-1854: Friesel · Medicin · Gerichtliche Medicin
Pierer-1857: Friesel [1] · Friesel [2] · Medicin · Mechanische Schule der Medicin · Dogmatische Medicin · Episynthetische Medicin