Hansa

[166] Hansa. Die im Mittelalter so gewöhnlichen Land- und Seeräubereien machten größere Handelsunternehmungen für die Kaufleute sehr gefährlich, weßhalb denn erst Einzelne und bald ganze Städte Verbindungen für gegenseitige Hilfsleistungen schlossen, die man Hansa oder Hanse nannte, ein altes Wort, das Bund bedeutet. Die deutsche Hansa, welcher später vorzugsweise diese Benennung blieb, begriff nach und nach 85 Städte, von der[166] Mündung der Schelde bis Esthland. Die Hauptorte waren Lübeck, Danzig und Braunschweig. Als Hauptstützen des äußern Handels dienten ihnen zu Stapelplätzen für ihre Waarenvorräthe: London, Brügge, Antwerpen, Bergen, das ferne Nowogrod und Narva. Die Factoren auf den Comptoiren der Hansa mußten unverheirathet bleiben, damit sie nur für den Handel lebten, und waren auch außerdem einer fast klösterlichen Zucht unterworfen. Mancherlei Privilegien der nordischen Reiche, des Kaisers und damaligen deutschen Reichs verliehen der Hansa großes Ansehen. Sie hatte ihre eigne Justiz, unterhielt Truppen, führte mit diesen mehrere glückliche Kriege und siegte oft zur See. Viele sehr nützliche Einrichtungen in jener wilden Zeit des Faustrechts verdankten der Hansa ihre Entstehung, doch that sie wenig für die Künste. Mit der Reformation sank auch die Hansa. Frühere Unfälle, denen sie im starren Festhalten am Bestandenen nicht klüglich begegnete, hatten ihren Verfall vorbereitet. Kaiser Karl V., ihr Hauptfeind, beschleunigte ihn. Der letzte Hansetag ward 1630 nach Lübeck ausgeschrieben, wo sich die meisten Städte feierlichst von einem Bunde, der sie nicht mehr unterstützen konnte, lossagten. Nur Lübeck, Bremen und Hamburg blieben vereint und stehen noch heute, nach kurzer Trennung durch Napoleon, als freie, hanseatische Städte getreu neben einander.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 166-167.
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