Hund

[352] Hund, eine Gattung von Raubthieren, welche sich durch ihr merkwürdiges Gebiß, 6 Vorderzähne in beiden Kinnladen, einzelne, [352] spitzige Eckzähne, oben 6 unten 7 Backzähne auf jeder Seite, 5 Zehen an den Vorder- und 4 an den Hinterfüßen, vorn breiten und hinten schmalen Leib, wesentlich unterscheidet. Demnach gehören der Wolf, der Fuchs, der Schakal, die Hyäne u. a. Th. m. zum Hundegeschlechte. – Der gemeine Hund, das bekannte Hausthier, der treue Gefährte des Menschen, sein Hüter und Beschützer, das einzige Thier, welches mit unwandelbarer Liebe sich an den Menschen kettet, bildet zahlreiche Klassen, welche sich durch Gestalt, Größe, Farbe, verschiedene Wohnung, Nahrung, Gewohnheiten etc. unterscheiden. Die Hunde sind als Hausthiere über die ganze Erde verbreitet. Bei der Entdeckung von Südamerika soll man wilde Hunde angetroffen haben, in Nordamerika waren sie nur bei den Eskimos bekannt; die übrigen kamen aus Europa. Durch die Vermischung der Raçen entstehen noch immer zahllose Varietäten; man nimmt z. B. an, daß sich ein Hund mit einer Fischotter vermischt habe, wodurch die neufundländischen Hunde, welche bekanntlich Schwimmhäute haben, entsprangen. Die bekanntesten Arten sind: der Bullenbeißer, der Schäferhund, der Jagdhund, der Hühnerhund, Wasserhund, Dachshund, Pudel, Spitz, das Windspiel, die Dogge, der Mops, das Bologner- und das Löwenhündchen etc., der vielen Abarten nicht zu gedenken. – Das Leben der Hunde dauert wohl 25 Jahre; die Hündin wirft 3–15 blinde Junge, welche erst nach 10–14 Tagen sehen können, und säugt sie zwei Monate. Eine nur ihrer Gattung eigene, aber auf jedes Thier mit warmem Blut übertragbare Krankheit ist die furchtbare Hundswuth, die Wasserscheu (Hydrophobie), die in ihren Ausbrüchen und Folgen beim Menschen so schrecklich ist, daß Menschenfreunde zu verschiedenen Zeiten den Vorschlag machten, das Geschlecht der Hunde allgemein auszurotten, wie dieß in England mit den Wölfen geschehen ist. Der Hund ist für den Menschen ein sehr nützliches Thier, treu, wachsam, dankbar, vergißt sehr schnell die härteste Züchtigung, duldet und entbehrt mit seinem[353] Herrn und verläßt ihn – wie mehrere rührende Beispiele zeigen, oft erst mit dem Grabe. Hunde sind die Führer der Blinden, die Wächter der Heerden, der Gehöfte des Landmannes; Hunde holen verlorne Sachen aus meilenweiter Entfernung, erkannten die Mörder ihrer Herren nach Jahren wieder und wurden so Entdecker der Missethat. Dem europäischen, wie dem asiatischen, afrikanischen und amerikanischen Jäger dienen sie zur Jagd auf Hirsche, Rehe, Füchse, Wölfe, Tiger, Schakals, Löwen, Büffel, Bisamochsen etc. In Gesellschaft des Menschen greifen sie vier- bis fünfmal stärkere Thiere an; sie sind die natürlichen Feinde des Wolfes, der sie ängstlich meidet; sie lassen sich zu vielen Künsten und Verrichtungen abrichten; manche z. B. drehen den Bratspieß und Schleifstein, andere tanzen auf dem Seile und exerciren; andere ziehen Karren und Schlitten. In Norwegen werden sie zum Vogel- und Fischfang dressirt. 4 kamtschadalische Hunde ziehen einen Schlitten, mit 3 erwachsenen Personen und 40 Pfund Gepäck beschwert, in der größten Schnelligkeit über die gefrornen Schneefelder, und ihre Nahrung besteht nur aus wenigen getrockneten Fischen. – In den Prairien Nordamerika's, in den glühenden Sandwüsten, in den Schneesteppen des Nordpols hat der Jäger oft keinen andern lebenden Gefährten, als seinen treuen Hund. – In Ostindien und auf den Südseeinseln werden Hunde gemästet und zu Markte gebracht. Ihr Fleisch soll wohlschmeckend sein, so wie bekanntlich Hundefett heilsame Eigenschaften besitzt. Vor Zeiten wurde auch in Griechenland und Rom Hundefleisch gegessen. Das Hundefell wird gegerbt und zu Decken, Jagdtaschen, Handschuhen verarbeitet. – Bei den Alten war der Hund heilig und wurde dem Pan, der Hekate, dem Mars, Merkur, Aeskulap und A. geopfert. Er war auch das Attribut der Laren, der Begleiter Diana's, das Symbol der Treue. So finden wir ihn häufig auf Münzen abgebildet. Im Orient werden die Hunde, weil sie meist herrenlos herumlaufen, verwildert, raubgierig und grausam, gelten als unreine[354] Thiere und die Muhamedaner achten den Ausdruck Hund für das größte Schimpfwort, womit sie auch häufig die Christen belegen. – In der Astronomie gibt es zwei Sternbilder, der große Hund, ostwärts unter dem Orion, sitzend abgebildet (in ihm der glänzendste Fixstern Sirius); der kleine Hund, nördlich im Aequator, südwärts von den Zwillingen.

K.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 352-355.
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