Io (Mythologie)

[429] Io (Mythologie), die reizende Tochter des Inachus, welche Zeus liebte, die[429] aber scheu und keusch, sich den Nachstellungen des Gottes zu entziehen strebte. Als sie einst vor ihm floh, hemmte plötzlich finstre Nacht ihren Schritt und Zeus zog sie in seine Umarmung. Die eifersüchtige Here war ihrem Gatten gefolgt, und überraschte ihn. Aber dieser verwandelte schnell die Geliebte in eine schöne weiße Kuh. Argwohnend und arglistig erbat sich Here die Kuh zum Geschenk, und Zeus konnte sie ihr nicht verweigern, worauf die Göttin die verwandelte Io dem hundertäugigen Argos zur Obhut übergab, der sie streng bewachte. Hermes, der dienstfertige Bote des Zeus, wollte Io befreien, blies auf seiner magischen Flöte, und ein Auge des Argos nach dem andern schloß sich zum Schlummer, worauf ihm Hermes das Haupt abschlug. Dennoch gelang es ihm nicht, die Gefangene zu erlösen; die zürnende Göttin setzte die Augen ihres getödteten Wächters in den Schweif ihres Pfaues, und sandte, als Io, immer noch in Kuhgestalt, entfloh, dieser die Erinnys nach, die jene durch die ganze Welt trieb. Io floh an dem Meere hin, das nach ihr noch das ionische heißt, über das Gebirge Hämos, durchschwamm den thrazischen Bosporus, kam nach Asien, und von da nach Afrika zur Stadt Kanopos, wo sie flehendlich zu Zeus um Errettung rief. Zeus bat nun selbst seine zürnende Gemahlin dringend, von ihrer Verfolgung abzulassen, und Here gewährte. Io bekam ihre schöne menschliche Gestalt wieder, und gebar den Epaphos, welcher König von Aegypten wurde. Nach Io's Tode mischte sich die Mythe von ihr mit der der Isis, man legte ihr den Namen Isis bei und leitete Kuh- und Apisdienst im Isiskult von der Verwandlungsmythe der Io ab.

ch

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Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 429-430.
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