[149] Maulbeerbaum, ein aus Asien stammender, durch Einführung des Seidenbaues bei uns sehr wichtig gewordener Baum, den Europa zuerst als Fruchtbaum kennen lernte, als die Römer ihn aus Persien in ihr Vaterland brachten. Späterhin, als die Zucht der Seidenraupen sich in Italien und den benachbarten Ländern ausbreitete, erkannte man die Blätter als das vorzüglichste Produkt des Maulbeerbaums, und bemühte sich mehr um deren Kultur, als um die der Früchte. Die Geschlechter stehen ganz getrennt, männliche und weibliche Blüthen finden sich auf zwei verschiedenen Bäumen. Einer trägt nur männliche, der andere lauter weibliche Blüthen. Die Früchte gleichen den Himbeeren und Brombeeren, und sind entweder gelblichweiß, grau, roth oder schwarzroth. Die vier hauptsächlichsten Arten sind: der weiße Maulbeerbaum mit weißen Früchten; der rothfrüchtige, mit rothen Früchten; der schwarzfrüchtige mit schwärzlichen Früchten, und der scharfblättrige, dessen herzförmige Blätter auf beiden Seiten scharf sind. Alle diese dauern im Freien aus, aber nur die ersten beiden Arten werden zur Seidenzucht benutzt. Das Holz des schwarzfrüchtigen Maulbeerbaumes brauchen die Tischler und Drechsler. Die Beeren werden theils roh gegessen, theils ausgepreßt und der Saft mit Zucker eingekocht. Zwei andere Arten, die bei uns jedoch niemals gedeihen, sind: der Papier-Maulbeerbaum in Japan, China und Südkarolina, und der Färber-Maulbeerbaum in Jamaica und Brasilien. Von Ersterem benutzt man die Rinde der jungen Zweige, um Papier, Stricke und allerhand Zeuge daraus zu verfertigen.[149] Auf den Südseeinseln ist er das einzige Produkt, welches den Einwohnern Stoff zu Kleidern liefert. Letzterer zeichnet sich durch sein schönes, gelbes Holz aus, das wir unter dem Namen gelbes Brasilienholz erhalten.
L. M.