[51] Aelianus, Claudius, war zu Präneste in Latium geboren und lebte nach der wahrscheinlichsten Annahme in der zweiten Hälfte des 2. und der ersten des 3. Jahrhunderts. Er erhielt eine sorgfältige griechische Bildung und brachte es, obwohl Italiener von Geburt, zu einer solchen Kunst und Gewandtheit im Gebrauch der griechischen Sprache, daß er darin mit geborenen Athenern gleichen Schritt halten konnte. Nach Philostratus genoß er besonders den Unterricht des Sophisten Pausanias aus Cäsarea in Cappadocien, bildete sich unter demselben zum Rhetor aus und bekam von seinen Zeitgenossen den damals ehrenvollen Namen eines Sophisten oder Gelehrten. Allein statt die Redekunst praktisch zu betreiben oder in den Staatsdienst einzutreten, lebte er bloß der Wissenschaft und machte das Studium der griechischen Literatur zur Hauptbeschäftigung seines Lebens. Eine Frucht dieser gelehrten Arbeiten waren zwei noch vorhandene Werke Aelians. Das eine derselben ist eine in 15 Bücher abgetheilte Schrift vermischter Nachrichten. Diese Nachrichten enthalten ein wahres Sammelsurium der verschiedenartigsten historischen, geographischen, naturgeschichtlichen, mythologischen und antiquarischen Notizen, welche oft ohne viel Urtheil und Auswahl zusammengetragen sind. Indeß sind diese Ueberlieferungen aus ältern Schriftstellern entnommen, welche für uns zum größten Theile verloren gegangen sind. Darum müssen diese Früchte des sammelnden Fleißes in hohen Ehren gehalten werden, indem dieselben für uns die alleinige Quelle vieler wichtiger Aufschlüsse über die Geschichte des Alterthums bilden. Wir haben von A. ferner eine in 17 Büchern bestehende Thiergeschichte, über welche in Beziehung auf Zweck, Quellen, Anlage, Durchführung und Werth im Ganzen durchaus dasselbe Urtheil wie über das erstgenannte Werk gefällt werden muß. Außerdem werden dem A. auch zwanzig [51] Briefe über Landwirthschaft beigelegt, über deren Aechtheit aber die Kritik schwerlich je zu einem sichern Resultate gelangen wird. Noch kann bemerkt werden, daß Suidas dem A. auch zwei andere Werke philosophischen Inhalts zuschreibt, welche verloren gegangen sind. Das eine ist eine Abhandlung über die Vorsehung, das andere eine Anklageschrift gegen Gynnis oder den Weichling, welche ohne Zweifel gegen Heliogabal gerichtet war und von Philostratus erwähnt wird.