Arminianer

[262] Arminianer oder Remonstranten, eine Partei unter den holländ. Reformirten, an deren Spitze ein Prediger Arminius stand. A., seit 1603 Prof. zu Leyden, behauptete, die Lehre Calvins von der Prädestination, nach welcher Gott einen Theil der Menschen zur Verdammniß, den andern zur Seligkeit bestimmt hätte, ohne daß dieselben das mindeste dabei zu thun hätten, indem sie verdammt oder selig werden müßten, widerstreite der Gerechtigkeit, Weisheit und Güte Gottes, vertrage sich nicht mit dem Predigtamte, dem Empfang der Sakramente und den Christenpflichten. Gegen ihn trat sein College Gomarus auf und es entbrannte ein heftiger Streit, der vom Katheder auf die Kanzeln und von dort in die gesammte Volksmasse überging. Die Vornehmen, besonders der Generaladvokat Olden Barneveld, traten auf die Seite des Arminius, das gemeine Volk hielt massenhaft zu Gomarus; von der Vorstellung, welche die A. 1610 an die Generalstaaten einreichten, Remonstrantia, erhielten sie den Namen Remonstranten. Nach vergeblichen Disputationen, Remonstrationen und Gegenremonstrationen erließen die Generalstaaten ein Edikt, durch das ferneres Disputiren verboten wurde, d.h. sie entschieden zu Gunsten der A. Allein nun trat der Prinz Moritz von Oranien auf die Seite der Gomaristen, d.h. er stellte sich an die Spitze der fanatisirten Volksmasse und brauchte dieselbe gegen die A., d.h. die Aristokratie in den Städten und es gelang ihm vollkommen; die A. wurden abgesetzt, versprengt, Barneveld hingerichtet, und der Prinz von Oranien hatte seine Gewalt den Ständen gegenüber siegreich aufgerichtet. Die Dordrechter Synode von 1618 stellte den streng calvinischen Lehrbegriff wieder auf, die A. aber schwanden zu einer unbedeutenden Partei zusammen; Arminius selbst erlebte die heftigsten Stürme nicht mehr, denn er war bereits 1609 gestorben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 262.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: