Berlichingen

[496] Berlichingen, adeliches Geschlecht, kommt schon im 10. Jahrh. in Franken vor, breitete sich in Schwaben aus und ist noch zu Jaxthausen ansäßig. Hier wurde Götz (Gottfried) von B. geboren und erzogen, den man neben Sickingen und Hutten als Repräsentanten des untergehenden Ritterthums betrachtet. Götz diente Brandenburg, dann Bayern im Landshuter Erbfolgekriege, wo er seine rechte Hand verlor. Er ersetzte sie durch eine eiserne, Maxens Landfriede hinderte ihn nicht, Nachbarn zu befehden, bis er als Oberster Herzog Ulrichs gegen den schwäb. Bund 1522 gefangen und nur gegen ein Lösegeld von 3000 fl. frei wurde. Im Bauernkriege spielte er als Führer des odenwälder Haufens eine sehr zweideutige Rolle und obwohl er die Bauern bald verließ, mußte er sich doch in Augsburg stellen und wurde zu lebenslänglicher Eingränzung auf der eigenen Burg verurtheilt. Nach 11 Jahren begnadiget, focht er in Ungarn und Frankreich und st. 1562. In seiner unfreiwilligen Ruhe beschrieb er sein Leben, ein treffliches Gemälde des geselligen Lebens und der Sitten seiner Zeit (herausgegeben von Geßert, Pforzheim 1843), welches Göthe seinem Drama zu Grunde legte und damit das Signal zu den Ritterschauspielen und Ritterromanen gab.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 496.
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