Brüder

[685] Brüder, barmherzige (fratres misericordiae beati Joannis de Deo). ein Hospitalorden mit dem 4. Gelübde lebenslänglichen Krankendienstes wurden 1540 von Johannes de Deo in Granada eingeführt und waren anfangs nur ein Verein von Weltleuten unter einem sog. Mayor. Philipps II. Spenden machten den Bau großartiger Spitäler in Madrid,. Cordova, Lucena und anderen Städten möglich, 1572 gab Pius V. der Genossenschaft die Regel Augustins, 1586 besaß sie bereits 18 Spitäler und hielt ein Generalcapitel zu Rom, 1611 erklärte Paul V. die Mitglieder für wirkliche Religiosen und 1617 wurden die Constitutionen derselben bestätigt. Außer dem General zu Rom haben die b. B. einen solchen in Granada für Spanien und Westindien und einen Generalvicar in Polen. In Spanien werden sie B. der Gastfreiheit. in Italien (Fate) ben fratelli, in Frankreich frères de la Charité genannt. In Deutschland machte Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein den Anfang zu ihrer deutschen Provinz, indem er denselben 1605 zu Felsberg in Niederösterreich ein eigenes, reich ausgestattetes und für Kranke eingerichtetes Kloster stiftete. 1614 überließ Kaiser Mathias den b. B.n ein eigenes Haus in Wien, wo noch jetzt ihr Metropolitankloster ist. seit 1624 durften sie in Oesterreich Beiträge sammeln, 1713 wurden die meisten ein Opfer ihrer Menschenliebe durch die Pest. Heute besitzen sie 27 Klöster nebst 2 Reconvalescenthäusern. in welchen vom 1. Novbr. 1844 bis dahin 184524023 Kranke unentgeltlich verpflegt wurden u. nur 1767 starben. 1836 erhielten die b. B. vom König Ludwig II. von Bayern Aufnahme zu Neuburg im Bisthum Augsburg. – B. des gemeinsamen Lebens, auch B. vom guten Willen, Hieronymaner und Gregorianer genannt, ein Verein von Klerikern. welche klösterlich zusammenlebten, ohne an Ordensgelübde und Clausur gebunden zu sein, gleich den Aposteln Handarbeit verrichteten und für Volksunterricht große Bedeutung gewannen. Den ersten Verein dieser Art stiftete mit Aufopferung seines Vermögens Gerhard Groot von Dewenter 1376; 1386 entstand das Kloster der regulirten Chorherren zu Windesheim, als Mittelpunkt dieser Vereine bekannt. Thomas von Kempen und Gabriel Biel, der letzte Sententiarier, gehörten ihnen an, sie wurden von Eugen IV. und Paul II. mit vielen Privilegien bedacht, breiteten sich besonders in den Niederlanden u. Norddeutschland aus und 1505 entstand ihr letztes Kloster zu Cambray. – B. und Schwestern des freien Geistes nannten sich mit Bezug auf Römer 8, 2, 14 und Johannes 4. 23. die Mitglieder einer pantheistischen Sekte des 13. Jahrh., welche lehrten, Gott sei das Wesen der Welt. die Menschenseele ein Theil Gottes, Christus ein gewöhnlicher Mensch, [685] der nur für sich litt u. dessen Verdienste übertroffen werden könnten; durch Contemplation werde der Mensch wesenhafter Sohn Gottes, die Eingebungen des eigenen Herzens verdienten eben so viel Glauben als die hl. Schrift. Nächstenliebe sei Gottesliebe, und eine sichtbare Kirche so unnöthig als persönliche Unsterblichkeit und letztes Gericht. Sie arbeiteten nicht. und zogen mit Weibern herum; wurden spöttisch »Schwestriones« genannt und hatten ihren Hauptsitz am Rhein, wo Meister Eckart in Köln ihren Wortführer machte. 1212 in Straßburg, wo sie Ortliebenser hießen, 1216 im Elsaß u. Thurgau, 1226 in Schwaben, wo sie sich unter die Begharden mischten und unter den Waldensern in Lyon, wo sie Turlepins geschimpft wurden. Synoden, wie die zu Köln 1306 und zu Trier 1310, forderten Unterdrückung der Sekte, deren Mitglieder den Feuertod sehr standhaft ertrugen, doch 1311 finden wir sie in der Umgegend von Spoleto und noch 1418 als Adamiten und Pikarden in Böhmen, bis 1421 Ziska sie vertilgte. – B. des Sieges, s. Franz von Paula. – B.gemeinde, s. Herrnhuter.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 685-686.
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