Bruno [1]

[693] Bruno, altdeutscher Name, den mehrere kirchliche Würdenträger verherrlichten. B. der Heilige oder Große, Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen, war der 3. Sohn Heinrichs I. (918–36), wurde durch seine Mutter, die hl. Mathildis, u. durch die Bischöfe Balderik von Utrecht, Israel Skotigena und Ratherius und am Hofe seines Bruders, des Kaisers Otto d. G. (930 bis 73) der ganzen Bildung jener Zeit theilhaftig. Schon mit 12 Jahren Abt von Lorsch und Korvey, wurde B. bald Erzkanzler und von 940 an sind die wichtigsten Urkunden von ihm ausgestellt. Um 950 erhielt er die Priesterweihe, 953 den erzbischöflichen Stuhl zu Köln und bei der Treue, womit er Otto gegen Ludolf und Konrad beistund, 954 das Herzogthum Lothringen, welches er [693] in Ober- und Niederlothringen theilte und trefflich verwaltete. Noch 954 versöhnte er Vater und Sohn, stiftete 956 das Kloster Pantaleon in Köln, wohnte 962 der Kaiserkrönung als vicarius imperii bei und st. 965 zu Rheims, als er gerade einen Streit zwischen König Lothar und Hugo Capet vermittelte. Er ist einer der wenigen Heiligen des 10. Jahrh.; Gedächtnißtag 11. Oct. Man legt ihm Kommentare zu Moses und Legenden bei; die »vita Brunonis« des Mönchs Ruotger findet sich bei Leibnitzens scriptores rer. brunsv. – Ein anderer B., den man auch Bonifaz nennt, weil er bei der Firmung letzteren Namen annahm, ist der Apostel der Preußen und Russen. Er soll beim Philosophen Giddo studirt und die durch ihren byzantinischen Rundbau auffallende Schloßkirche zu Querfurt erbaut haben. Früher Canonicus zu Magdeburg, wurde er Hofgeistlicher des Kaisers Otto III., reiste 996 mit diesem nach Rom, wo ein den Martyrtod des heil. Bonifacius vorstellendes Gemälde ihn so erschütterte, daß er der Benediktinercongregation von Camaldoli beitrat und beschloß, Apostel der Heiden zu werden. Gregor V. weihte ihn zum Erzbischof und Herzog Boleslav von Polen nahm ihn gut auf. Laut Damiani bekehrte er einen russ. Fürsten mit vielen Unterthanen, laut den Bollandisten die Bewohner Lithauens und Samogitiens. Gewiß bleibt, daß er ein strengascetisches Leben führte und 1008 mit 18 Gefährten von Heiden erschlagen wurde, als er predigend an der russisch-preuß. Grenze herumzog. Ihm zu Ehren soll die Stadt Brunsberg (Braunsberg) erbaut worden sein und Boleslav kaufte seinen Leichnam. Ein 3. B. ist ein sächs., wahrscheinlich der Diözese Merseburg angehörender Mönch, der als eifriger Anhänger Gregors VII. eine »historia de bello saxonico« (Freheri scrptrs. rer. Germ. t. I) schrieb, werthvoll durch viele Urkunden. für die Jahre 1077–81 bereits die einzige Quelle. Die in Meiboms Chronic. Magdeburg. mit Weglassung der Aktenstücke abgeschriebene Handschrift liegt in der Pauliner Bibliothek zu Leipzig. Ein anderer B., Bischof zu Olmütz, verfaßte 1273 im Auftrage des Papstes Gregor IX. einen wichtigen Bericht über die Zustände des deutschen Reiches, der 1846 zum erstenmal in Höflers »Analecten zur Geschichte Deutschlands und Italiens« abgedruckt ist.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 693-694.
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