Hoffmann [4]

[326] Hoffmann, Ernst Theod. Wilhelm, origineller Novellendichter, zugl. trefflicher Musiker und Caricaturenzeichner, wurde geb. 1776 zu Königsberg u. st. 1822 zu Berlin, nachdem er als Jurist bis 1806 in Polen Aemter begleitet hatte, 1808–12 Musikdirector zu Bamberg, seit 1813 zu Dresden gewesen u. 1816 Kammergerichtsrath in Berlin geworden war. Eine ungezügelte Phantasie und Mangel an religiösem Halte rissen ihn zum Planlosen, zu Gedankensprüngen, Seltsamkeiten u. Verirrungen fort, die auch in seinen Novellen seinen Dichtergeist überwuchern; namentl. offenbart sich darin eine Freude am Gespensterhaften [326] und Grausigen, die in den »Elixieren des Teufels« (1816) u. in den »Nachtstücken« (1817) sich zum unheimlichen Dämonismus steigert. Neben tiefen Gedanken und den geistreichsten Bemerkungen, namentl. auch über Musik (Phantasiestücke in Callots Manier, 1814), neben der reichsten Ader kecken, witzigen Humores (Lebensansichten des Kater Murr, 1820) Oberflächlichkeiten, Albernheiten, gemüthlose u. unheimliche Schroffheiten genug. Ein späteres Hauptwerk ist der Novellenkranz »Die Serapionsbrüder« (Berlin 1819–21, Supplement 1826), kleinere Leistungen: Klein Zaches, Meister Floh, Kindermärchen u.a.; er brachte auch eigene (der Canonicus von Mailand, Schärpe und Blume) und fremde (Brentanos lustige Musikanten, Göthes Scherz, List und Rache) Singspiele und Opern auf die Bühne und setzte Zach. Werners »Kreuz an der Ostsee« u.a. in Musik. Ausgewählte Schriften Berlin 1827 bis 28, 10 B., dazu 5 Ergänzungsbände Stuttgart 1839.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 326-327.
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