Kirchenslavische Sprache

[601] Kirchenslavische Sprache, die jetzt todte aber sehr ausgebildete slavische Mundart, für welche der hl. Cyrill (s. Cyrill von Thessalonich) eine eigene kunstreiche Buchstabenschrift, die Cyrillitza, erfand und in welche er die Bibel u. Kirchenbücher übersetzte. Sie wurde in der pannonisch-mährischen Diöcese durch die Bemühungen des Herzogs Rastislav, der nach kirchlicher Selbständigkeit rang und namentlich deutschen Einfluß von seinem Gebiete fern halten wollte, sowie unter Mitwirkung des Bischofs Methodius, der die Rechtgläubigkeit des neubekehrten Volkes dadurch zu verbreiten und zu festigen hoffte, um 870 n. Chr. an der Stelle des Lateinischen Sprache des Gottesdienstes. Papst Johann VIII. bestätigte dies 880 in der Weise, daß neben dem Lateinischen auch das Slavische Kirchensprache sein sollte, was bis in die Zeit Gregors VII. dauerte. Die Mundart erhielt sich als Kirchensprache bei den Serben u. Russen. Miklosich lieferte eine Grammatik (2. Aufl. Wien 1854), Schleicher verglich die K. S. mit den andern Sprachzweigen und Mundarten des Slavischen (Prag 1852).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 601.
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