[608] Vergerius, latin. Name des Vergerio, Pietro Paolo, einer merkwürdigen Persönlichkeit der Reformationszeit; geb. am Ende des 15. Jahrh. zu Capo d'Istria im Venetianischen aus einer guten Familie, wurde er in Padua Doctor der Rechte, dann Geistlicher, verweilte 15301533 im deutschen Reiche als päpstlicher Nuntius, wo er der Berufung eines deutschen Nationalconciles entgegen arbeitete und mit dem Kurfürst von Sachsen wegen eines Conciles unterhandelte; von 1535 an führte er die Verhandlungen mit den deutschen Protestanten fort, erhielt durch Paul III. ein Bisthum und wohnte abermals als päpstlicher Gesandter dem Convente zu Worms 1541 bei. Er stand bereits im Geruche, selber ein Lutheraner zu sein und wurde 1545 gegen seine Erwartung nicht Cardinal. Sein Rechtfertigungsversuch führte ihn noch tiefer in das Lutherthum hinein; er begann nebst seinem Bruder Johann Baptist, Bischof von Pola, im Geiste desselben zu wirken, wurde deßhalb vertrieben und verfolgt und trat 1549 förmlich zum Protestantismus über. Von Graubünden aus schickte er viele Flug- u. Schmähschriften in die Welt und trat endlich in [608] die Dienste des Herzogs Christoph von Württemberg, welcher ihn zu Sendungen im Interesse des Protestantismus verwendete; er st. 1565. Einen Theil seiner Schriften, von denen eine über die protest. Rechtfertigungslehre jüngst neu übersetzt erschien, gab er als: »Primus tomus operum Vergerii adversus pontificatum« 1563 zu Tübingen heraus.