[733] Wissen, lat. scire, ital. sapere, franz. savoir, engl. know, heißt: durch solche Gründe von der Richtigkeit meiner Erkenntniß überzeugt sein, die jeden vernünftigen Menschen zu gleicher Ueberzeugung führen müssen. W. ist im Gegensatz zum Meinen ein Fürwahrhalten aus subjektiv und objektiv zureichenden Gründen; seine Quellen sind die Vernunft (rationales, apriorisches W.) und Erfahrung (empirisches, aposteriorisches W.). Weil die höchsten Gegenstände des W.s außer dem Bereiche der äußeren Erfahrung und verstandesmäßigen Untersuchung liegen und dem Gebiete des höhern Glaubens angehören, deßhalb hat man nur die Wahl entweder anzunehmen, es gebe für uns gar kein W., sondern lediglich ein Glauben und Meinen, oder zuzugeben, daß zwischen dem W. u. höhern Glauben nicht nur kein wahrer Gegensatz bestehe, sondern daß das W. im Glauben seine Vollendung und Befriedigung finde und beide hinsichtlich der Unerschütterlichkeit der Ueberzeugung sich gleich stehen. Wie jedes Philosophem, der ausgeprägteste Skepticismus nicht ausgenommen, so fordert jede Religion Glauben und zwar Autoritätsglauben u. jede, am entschiedensten die christliche, gibt ihre Lehren für absolute Wahrheit, somit für das aus. was der letzte Zweck alles W.s ist. Will der zweifelnde Christ erfahren, ob sein Glaube den Durst des Herzens nach W. stille, so reichen dazu geschichtliche und theologische Studien noch keineswegs aus, sondern mit diesen müssen sich Gebet u. Befolgung der christlichen Gebote und die Gnade Gottes verbinden. Vgl. Dogmaticismus, Erkenntniß, Glaube, Philosophie.