Aethylnitrit

[97] Aethylnitrit (Salpetrigäther), der Aethylester der salpetrigen Säure (s. Ester). Die Salpetrigsäureester sind isomer mit den Nitroäthanen; beide enthalten die Gruppe NO2; aber während in den Nitroverbindungen der Stickstoff an Kohlenstoff gebunden ist, wird in den Estern die Bindung durch Sauerstoff vermittelt.

Aethylnitrit ist eine bewegliche, gelbliche Flüssigkeit, die durchdringend ätherisch und äpfelartig riecht und eigentümlich stechend schmeckt. Es siedet bei 16°, hat bei 15° das spez. Gew. 0,947 und ist unlöslich in Wasser. An der Luft entzündet, verbrennt es mit heller,[97] weißer Flamme. Der reine Ester kann jahrelang ohne Veränderung aufbewahrt werden; der wasserhaltige wird allmählich sauer und entwickelt so viel Stickoxyde, daß häufig Explosion eintritt. Zu seiner Darstellung erhitzt man ein Gemenge von Alkohol und Salpetersäure mit Kupferspänen [1]. Nach Feldhaus [2] ist folgende Methode die beste: Man mischt 1 l Kaliumnitritlösung, das 460 g des Salzes enthält, mit 0,5 l Alkohol und läßt diese Lösung langsam in eine Mischung von 750 g Schwefelsäure, 1 l Wasser und 0,5 l Alkohol einfließen, wodurch sich so viel Wärme entwickelt, daß der Ester überdestilliert. Nach der Pharmacopoea German., Ausg. 3, wird ein an Aethylnitrit reiches Präparat erhalten (verfaßter Salpeteräther, Spiritus Aetheris nitrosi), indem man 12 Teile Salpetersäure von 95% mit 20 Teilen 90–91 prozentigem Alkohol überschichtet, zwei Tage ohne umzuschütteln beiseite stellt, und das Gemisch dann im Wasserbad destilliert und das Destillationsprodukt in 20 Teilen 90 prozentigem Alkohol auffängt. Man neutralisiert dann mit gebrannter Magnesia, bis 32 Teile übergegangen sind, also man wiederholt die Destillation. – Aethylnitrit findet als Arzneimittel Verwendung.


Literatur: [1] Kopp, E., Revue scientifique, 27, 273. – [2] Ann. d. Chemie, 126, 71; vgl. a. Wallach, ebenda 253, 251; Schmidt, Pharm. Chem., Braunschweig 1901; Pharm. German., Bd. 3 u. 4.

Bujard

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 97-98.
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