[136] Böschungsarbeiten, Herstellung und Planierung von Erdböschungen, erfolgen in der Regel nach Lattenprofilen unter dem im einzelnen Fall gewählten Böschungswinkel. Bei Dammböschungen wird manchmal auf ein nachträgliches »Setzen« der Böschungsflächen Rücksicht genommen und hat sich nach Henz, besonders bei Steinschüttungen, eine dem zu erwartenden Setzen entsprechende konvexe Formgebung bewährt [1]. Zur Erhaltung und zum Schutz der Böschungen gegen die Witterungs- und Wasserangriffe ist eine entsprechende Befestigung der Böschungsflächen erforderlich.
Bei Damm- und Einschnittböschungen in lockerem Boden geschieht dies durch Herstellung einer Rasendecke, indem bei fruchtbaren Erdarten unmittelbar eingesät wird (Gras, Klee, Hafer), während bei unbesäbaren Bodenarten, wie Sand oder Steingerölle, vorher eine 1015 cm starke Schicht Humuserde zur Besamung aufgebracht werden muß. Es kann die Böschung auch mit regelmäßigen Rasenstücken (Rasenziegel) abgedeckt werden, die mittels des Rasenmessers und der Rasenschaufel gewonnen werden. Bei der Rasenabdeckung unterscheidet man allgemein Flachrasen oder Deckrasen und Kopfrasen: der erstere wird am besten mit der Rasennarbe nach innen gelegt und auf Heiteren Böschungen durch Pflöcke gegen das Abrutschen gesichert. Die nach innen gekehrte Rasennarbe verfault und bildet eine gute Humuserde, während außen aus den Wurzeln neuer Graswuchs entsteht. Zu empfehlen ist es auch hier wie für das Besamen, eine dünne Schicht guter Erde zur Aufnahme des Rasens auszubreiten. Der Kopfrasen wird im Verbände nach Art der Mauersteine in wagerechten Lagen so gelegt, daß Erde auf Erde und Grasnarbe auf Grasnarbe zu liegen kommt und die Böschung durch die äußeren Kanten der Rasenziegel, die sorgfältig abzustechen sind, gebildet wird ... Besondere Aufmerksamkeit erfordern bei der Besamung und Berasung die Einschnittböschungen, wenn sie aus Ton bestehen, da die aufgebrachten Schichten beim Feuchtwerden des Tons leicht abrutschen. Um das Feuchtwerden durch das vom oberhalb liegenden Gelände herabfließende Wasser zu verhindern, wird[136] häufig parallel zur oberen Kante des Einschnitts ein Graben (Fanggraben) geführt, der das Wasser abfängt (s. Fig. 1); auch können kleine grubenähnliche Terrassen mit 1/100 Längsgefälle in die Böschung eingeschnitten werden, in denen die Deckschicht Halt findet und die außerdem zur oberflächlichen Entwässerung der Böschung dienen (s. Fig. 2). Ferner können rautenförmig angeordnete Flechtzäune und gitterartig, in einzelnen mit Pflöcken befestigten Streifen, angebrachte Rasenziegel der in die so gebildeten Felder gebrachten zu besamenden Humuserde Halt geben. Ist die Einschnittböschung von wasserführenden Schichten durchzogen, so nutzt ihre Abdeckung nichts, bevor nicht für eine richtige Entwässerung Sorge getragen wurde. Eine einzelne Wasserader, die als Quelle zutage tritt, muß abgegraben und in den Einschnittgraben geleitet werden. Ist dagegen eine ausgedehntere wasserführende Schicht vorhanden, so wird der Einschnittböschung entlang eine mit Steinen ausgepackte Sickerdohle oder Sickerrinne (s. Fig. 3) von 0,25 bis 0,3 m Breite hergestellt, die mit ihrer abzupflasternden oder sonst zu befestigenden Sohle in den festen Boden reicht, mit Rasen oder flachen Steinen abgedeckt wird und ein Längengefälle von etwa 1 : 100 erhält. Von dieser Sickerdohle müssen an geeigneter Stelle Querdrains zum Einschnittgraben abzweigen, die oft ebenfalls als bedeckte Sickerkanäle ausgeführt werden. Bei geneigter Lage der wasserführenden Schicht entstehen leicht Rutschungen, gegen die besondere Maßregeln getroffen werden müssen (s. Rutschungen und Dammbewegungen). Treten im Lehmboden viel verzweigte wasserführende Sandadern im Einschnitt zutage, so kann die Böschung nur durch ein Netz von Drainröhren oder durch ein System von Sickerdohlen entwässert werden, die entweder nach Fig. 4 in schrägen Streifen an der Böschung entlang geführt oder nach Fig. 5 und 6 sattel- oder bogenartig angeordnet werden. Nach Henz können solche feuchte Einschnittwände nach der punktierten Linie in Fig. 7 staffelförmig angeschnitten werden, worauf in den Ecken Sickerkanäle mit Längsgefälle anzulegen sind, die in gewissen Abstanden untereinander verbunden und mit dem Material der vorstehenden Ecken zugedeckt werden. Diese Anlage ist schon während der Ausführung wirksam, und sichert daher schon von Anfang an die Einschnittböschung vor Wasserbeschädigung [2]. Der Fuß der Böschung muß in feuchten Einschnitten besonders sorgfältig ausgebildet werden, weil hier die Wasseransammlung am größten ist und er überdies dem im Graben fließenden Wasser ausgesetzt wird. Den besten Dienst tut in diesem Falle Mauerwerk das mit Sickerschlitzen durchsetzt ist. Auch eine Steinauspackung des Fußes nach Fig. 8 genügt bisweilen, wenn der Wasserzudrang nicht zu groß ist, ebenso wie eine Abpflasterung auf einer 510 cm hohen Schicht von Steinbrocken, die sich gegen die Ausmauerung des Grabens stützt (s. Fig. 9), und für tonige Einschnitte der Eisenbahn Epinay-Luzarches mit Vorteil zur Anwendung gekommen ist [3]. Auch die Sohle des Grabens ist durch Pflasterung oder Betonierung zu sichern. Ueber die Bepflanzung der Böschungen sind die Ansichten geteilt; während sie in England vermieden wird, da sie bei dem dortigen feuchten Klima das Eindringen des Wassers in die Böschung begünstigt, sind in Frankreich bei dem dortigen wärmeren und trockeneren Klima, zum Teil auch in Deutschland, günstige Erfahrungen mit ihr gemacht worden [4].
Die Besamung, Berasung und in manchen Fällen auch die Bepflanzung bieten, nach Bildung einer festen Rasendecke bezw. nach erfolgter Bewurzelung, einen äußerst wirksamen Schutz gegen die Angriffe des Wassers; jedoch gedeiht der Rasen nicht unter Wasser, so daß also in allen Fällen, wo andauernde Ueberflutungen zu erwarten sind oder wo die Böschungen stark fließendem Wasser und Eisgang ausgesetzt sind, eine tief eingreifende Abpflasterung mit lagerhaft geschichteten Steinen oder Trockenmauerwerk anzuordnen ist. Dabei kann die Böschung Heiler, etwa 1 : 1,50,5 : 1 (Breite zur Höhe), gewählt werden. Böschungen in wetterbeständigem Fels bedürfen im Einschnitt in der Regel keiner besonderen Befestigung, nur ist das Eindringen des Tagwassers zur Verhütung von Frostschäden zu verhindern; kommen Höhlungen, Klüfte und weiche, nachgiebige Schichten vor, so sind diese mit gutem Mauerwerk auszufüllen bezw. durch solches zu ersetzen. Die Anbringung von Bermen in den Böschungen von Erdeinschnitten und Dämmen ist unvorteilhaft ( s.a. Berme).[137]
Literatur: Handbuch d. Ingen.-Wiss., 1. Bd., 2. Abt., Leipzig 1897, 4 Kap., S. 153 und 161; Handbuch s. spez. Eisenbahnbau, 1. Bd., Leipzig 1880, 3. Kap., S. 85 und 103; Handbuch d. Baukunde, Berlin 1892, 3. Abt., 4. Heft, S. 56 und 67; Henz, Anleitung zum Erdbau, Berlin 1874, S. 191. [1] Ebend., S. 192. [2] Ebend., S. 121; vgl. a. Handbuch d. Ing.-Wiss., 1. Bd., 4. Kap., S. 171. [3] Ebend., S. 161. [4] Handbuch s. spez. Eisenbahnbau, Bd. 1, 7. Kap., S. 116.
L. v. Willmann.
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