Bassiafett

[565] Bassiafett (Bambarra-, Bambouc-, Choorie-, Chorea-, Djave-, Galam-, Illipe-, Madhuca-, Mafura-, Mahwa-, Noungon-, Phulwara-, Sheabutter, vegetabilische Butter), das Samenfett mehrerer Sapotaceenpflanzen.

Eine genaue Feststellung der Abstammung der unter dem Namen Bassiafett vereinigten Fettarten ist gegenwärtig noch nicht möglich. Im allgemeinen läßt sich sagen, daß alle jene Sapotaceensamen, die kein Nährgewebe, aber große Keimblätter besitzen, durch den Fettreichtum der letzteren ausgezeichnet sind und auch auf Fett ausgebeutet werden [3], Nach der neuesten Bearbeitung der Sapotaceen von Engler [4] lautet die Liste der Bassiafett liefernden Pflanzen folgendermaßen: 1. Illipe latifolia (Roxb.) Engl. (Moa tree der Engländer, Mahwa, Irup mara der Inder, im Sanskrit Madhuka) bewohnt das indische Tropengebiet und liefert das Fett Illipe, Mahwa [1]. Die Oelkuchen dienen zum Töten der Fische. 2. Illipe Malabrorum König (Bassia longifolia L.), Verbreitungsgebiet wie vorige Art; liefert dieselben Fettarten. 3. Illipe butyracea (Roxb.) Engl. (Bassia butyracea Roxb., Chiura in Kamaon) in Nordindien, Nepal, liefert Sheabutter oder Choorie-Chiura-Chaiura ka pina in Kamaon, Phulel in der Ebene, vegetabilische Butter, Fulwabutter. Die Samenkörner und Oelkuchen können genossen werden. 4. Butyrospermum Parkii Kotschy in Oberguinea und im oberen Nilgebiet liefert Sheabutter, wahrscheinlich auch das Djave- und Noungonfett [4]. – Die in Marokko heimische Argania Sideroxylon liefert ein dem Olivenöl ähnliches Fett. Aus dieser Uebersicht ist zu ersehen, daß unter dem Namen Bassiafett Fette vereinigt sind, die infolge ihrer verschiedenen Abstammung auch bis zu einem gewissen Grade verschiedene Eigenschaften besitzen müssen. Als gemeinschaftliche Eigenschaften sind anzuführen: die Butterkonsistenz bei gewöhnlicher Temperatur, die weiße, grauweiße oder grünlichgelbe Farbe, die mit dem Aelterwerden des Fettes verbleicht, der kakaoähnliche Geruch (in frischem Zustande) und die Dichte von 0,948 bis 0,959 [1], nach neueren Untersuchungen [5] bei 15° 0,9175. Der Schmelzpunkt schwankt innerhalb weiter Grenzen von 25 bis 43°, der Erstarrungspunkt ist bei 17,5–18,5°, die Verseifungszahl beträgt 192,3 [5] für Mahwabutter; für Sheabutter: Erstarrungspunkt 21– 22° C. nach Schaedler, 23–43,3° nach Stohmann. Die Fettsäuren bestehen aus 63,49% Oelsäure und 36,51% festen Fettsäuren; letztere enthalten hauptsächlich Palmitinsäure [5]; Schmelzpunkt derselben 62°, Erstarrungspunkt 60,5–60,9°. In Aether sind sie meist leicht und vollständig löslich. Nach Wiesner ist Illipeöl grünlichgelb, verbleichend, Sheabutter grauweiß, zähe, klebrig, schmilzt bei 28–29°; Choorie-Chamra-Phulwara soll ganz weiß sein, Djave grüngelb, durch den Kakaogeruch besonders bemerkenswert mit dem Schmelzpunkt von 40°, Noungon besitzt einen rauchähnlichen Geruch. Als beste Sorte gilt Sheabutter (mit höchstem Schmelzpunkt), als geringste Illipefett, das bei 25–29° schmilzt. Ausführliches in [6]. In ihrer Heimat dienen diese Fette als Speise- und Brennöl [1], [2], [4], für die europäische Industrie ist ihre Verwendung zur Kerzen- und Seifenbereitung in neuerer Zeit bemerkenswert geworden. Ihre Konsistenz empfiehlt sie auch als Bestandteile von Maschinenschmiermitteln.


Literatur: [1] Wiesner, Rohstoffe des Pflanzenreiches, 2. Aufl., Bd. 1, Leipzig 1900, S. 497. Daselbst die ältere Literatur nahezu vollständig. – [2] Geißler-Moeller, Realencyklopädie der gesamten Pharmazie, Bd. 2, Wien 1887, S. 166. – [3] Radlkofer, Sitzungsber. der Kgl. bayer. Akad. der Wissensch., XII (1881), 265–344, und XIV (1884), 397–486. – [4] Engler-Prantl, Die natürl. Pflanzenfamilien, Leipzig 1890, 4. Teil, 1. Abt., S. 133. – [5] Valenta, Dinglers Polytechn. Journal, Bd. 251, S. 461. – [6] Benedikt-Ulzer, Analyse der Fette, 4. Aufl., Berlin 1903, S. 759 (Sheabutter), S. 760 (Illipetalg), S. 761 (Mowrahbutter), S. 762 (Phulwarabutter).

T.F. Hanausek.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 565.
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