Einschienenbahnen

[244] Einschienenbahnen, Bahnen mit einer Schiene, die entweder zur Aufnahme der Lall oder zur leichteren Lenkung der im übrigen auf einem Straßenkörper rollenden Fahrzeuge dient.

Das Gleichgewicht der Fahrzeuge wird entweder durch besondere, auf den Unterstützungen der Schienen angeordnete Führungen oder durch die auf dem Straßenkörper aufruhenden Laufräder erreicht. Vielfach ist die Schiene so hoch über der Bodenfläche angeordnet, auf mehr oder minder hohen Eisenstützen verlegt, daß die Fahrzeuge die Bodenoberfläche nicht berühren, also freihängen; das einschienige Gleis hat in diesem Falle die volle Wagen- oder Zuglast aufzunehmen und auf die Stützen zu übertragen. Diese Art der einschienigen Bahnen nennt man Schwebebahnen (s.d.). Nur ausnahmsweise wurde das einschienige Gleis in den Straßenkörper selbst verlegt; in diesem Falle laufen die Mittelräder auf der Schiene, die Seitenräder auf der Straße.

Die einschienige Bahn der ersten Art ist als Feld-, Industrie- und Militärbahn, namentlich in der Bauart Lehmann, zur Anwendung gekommen. Das Gleis besteht hierbei aus einer breitbasigen oder aus einer Rillenschiene. Die Fahrzeuge können von Hand, mit Pferden oder mit [244] Maschinen bewegt werden. Einen Handwagen nach Bauart Lehmann zeigen Fig. 1, 2 und 3. Das Gestell ruht auf zwei Rädern und hat zu beiden Seiten hügelartige Stutzen, die den Wagen gegen Umkippen sichern. Die Achsen der Räder laufen in Kugellagern innerhalb eines bügelförmigen Achshalters, der sich wieder um einen in einem zweiten Bügel laufenden, ebenfalls mit Kugelführung versehenen Zapfen dreht, so daß sich das Rad in jedem Bogen einstellen kann. Der Wagen hat beiderseits Lenkstangen, womit durch die schiebenden Arbeiter auch die Seitenschwankungen verhindert werden. Ein Handwagen wiegt ca. 150 kg, ein Arbeiter kann auf wagerechter Bahn einen mit 500 kg belasteten Wagen schieben. Diese Bahnen haben die Vorteile geringer Kosten, rascher Ausführung, kleiner Laufwiderstände und die Möglichkeit der Anwendung scharfer Bogen, dagegen den Nachteil, daß die Wagen gegen Umkippen besonders gesichert werden müssen.

Von den einschienigen Bahnen der zweiten Art ist die Bauart von Larmanjat zu einiger Verwendung gekommen. Bei den Lokomotiven dieses Systems befinden sich in der Längsachse derselben zwei auf der Schiene laufende Räder, die das Lenken erleichtern, und ein Paar auf dem Straßenkörper laufender Triebräder, wodurch infolge größerer Reibung die Zugkraft der Lokomotive erhöht wird. Die Wagen jedoch haben in ihrer Längsachse zwei auf der Schiene laufende Räder, welche die volle Last mit möglichst geringem Reibungswiderstand auf den Oberbau übertragen, und ein auf dem Straßenkörper auflaufendes federndes Räderpaar, das lediglich das Kippen der Wagen verhindern, also das Gleichgewicht herstellen soll. Dieses System kam in Elsaß-Lothringen, in Frankreich und in Portugal zur Ausführung, wurde aber bald wieder aufgegeben und durch andre Bahnen ersetzt, da es sich herausstellte, daß der einschienige Oberbau, welcher die Gesamtlasten zu übertragen hatte, übermäßig schwer wurde, daher ohne Mehrkosten durch das zweckmäßigere zweischienige Gleis ersetzt werden konnte; auch ließ die Betriebssicherheit namentlich in der ungünstigen Jahreszeit zu wünschen übrig.

Dolezalek.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 244-245.
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