[103] Fluorwasserstoff (Fluorwasserstoffsäure, Flußsäure HFl) (Mol.-Gew. 20, spez. Gew. 0,9879 bei 15° C.), bildet bei niedriger Temperatur eine farblose Flüssigkeit, deren Siedepunkt bei 19,5° und deren Erstarrungspunkt bei 102,5° liegt.
Sie wird wie die Salzsäure fast nur als wässerige Lösung in den Handel gebracht. Die Wirkung dieser wässerigen Säure ist eine höchst energische. Sie löst fast alle Metalle außer Blei und den Edelmetallen, sie bildet mit den meisten Metalloxyden Salze und bildet auch mit Metalloiden, besonders mit Silicium leicht lösliche und auch flüchtige Fluoride; sie zersetzt daher Glas und andre Silikate mit großer Leichtigkeit. Man stellt die wässerige Säure durch Zersetzung von pulverisiertem Flußspat mit Schwefelsäure in mit Bleihauben bedeckten gußeisernen Kesseln her. Die aus diesen Kesseln entweichenden Dämpfe, deren Einatmen sehr gefährlich ist, fängt man in bleiernen Vorlagen in Wasser auf. Für die meisten Zwecke genügt die so erhaltene Säure. Wo größere Reinheit verlangt wird, erfolgt ein Umdestillieren in Platingefäßen. Große Mengen von Flußsäure dienen heute zur Herstellung von Antimonfluoriden (s.d.), die als Ersatz von Brechweinstein in der Färberei benutzt werden. Die praktisch wichtigste Eigenschaft des Fluorwasserstoffes ist, daß er Glas angreift. Infolgedessen findet er ausgedehnte Anwendung zum Aetzen von Glas. Das Aetzen von Glas geschieht entweder mit einer wässerigen Lösung von Fluorwasserstoff (die Aetzung wird dann glänzend, durchsichtig), oder man ätzt mit dem Gas selbst, wodurch man eine matte Aetzung erzielt. Der gläserne Gegenstand wird mit Aetzgrund, d.h. mit einer Wachsschicht, überzogen, in welche[103] die gewünschten Figuren u.s.w. eingezeichnet werden. Der Transport der Säure findet in Blei- oder Kautschukflaschen statt.
Bujard.