Gefrierpunkt

[340] Gefrierpunkt, teils im allgemeinen die Temperatur, bei der ein Körper vom flüssigen in den Harren Aggregatzustand übergeht, besonders wenn diese Temperatur unter derjenigen unsers Körpers liegt, teils im besonderen die Temperatur, bei der das Wasser diesen Wechsel des Aggregatzustandes vollzieht. Ueber Gefrierpunkt im allgemeinen s. Schmelzen und Erstarren, über Gefrierpunkt im besonderen (Eispunkt, Nullpunkt), s. Thermometer.

Eine Gefrierpunktserniedrigung erleidet das Wasser teils durch Druck, teils durch Auflösen andrer Körper in demselben. Die erstere beträgt pro Atmosphäre 0,007° C, wir verweisen in betreff der Theorie und Literatur dieser Erscheinung auf [1]. Die Gefrierpunktserniedrigung in Lösungen, aus denen das Wasser ohne den gelösten Körper auskristallisiert, ist am Meerwasser seit lange beobachtet; sein Gefrierpunkt liegt unter – 2°C. und das gebildete Eis kann geschmolzen als Trinkwasser dienen. Die zurückbleibende Mutterlauge bildet eine zur Salzgewinnung brauchbare konzentriertem Sole. Nach Blagden und Rüdorff [2] ist die Gefrierpunktserniedrigung des Lösungswassers der Menge des in der Gewichtseinheit gelösten Salzes proportional. Letzterer findet in schwächer konzentrierten Lösungen für die Quotienten Δ : M (Gefrierpunktserniedrigung durch Salzmenge pro 100 Gewichtsteile Wasser) die sehr nahe konstanten Werte: für NaCl 0,600, KCl 0,442–0,450, Na2SO4, 0,290–0,300 u.s.w. Diese Zahlen zeigen ein von de Coppet und von Raoult näher betätigtes Gesetz, daß sie multipliziert mit den Molekulargewichten[340] der Salze Produkte ergeben, die bei normal gebildeten Lösungen einander gleich sind. Ueber die theoretische Begründung des Gesetzes der Gefrierpunktserniedrigung durch Van't Hoff, Arrhenius u.a. und die weitere Literatur des Gegenstandes verweisen wir auf [3], [4] und [5].


Literatur: [1] Winkelmann, Handbuch der Physik, II, 2, S. 497 und 615, Breslau 1896. – [2] Poggend. Ann., 114, S. 63, 1861; 116, S. 58, 1862; 145, S. 599, 1871. – [3] Wüllner, Lehrbuch der Experimentalphysik, 5. Aufl., II, S. 68 ff., Leipzig 1896. – [4] Winkelmann, Handbuch der Physik, II, 2, S. 512, sowie S. 622 ff. – [5] Nernst, Theoret. Chemie, 4. Aufl., S. 145 ff., Stuttgart 1903.

Aug. Schmidt.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 340-341.
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