[639] Grubenbrand, ein Brand in den zum Zwecke des Bergbaubetriebes hergestellten unterirdischen Räumen, entsteht entweder durch Entzündung der Zimmerung infolge unglücklicher Zufälle oder durch Selbstentzündung der Lagerstätte, z.B. der Braun- und Steinkohlen, ferner des Schwefelkieses, zuweilen auch infolge von Schlagwetterexplosionen.
Der Zimmerungsbrand im Marienschachte zu Pribram [1] am 31. Mai 1892 kostete 319 Bergleuten das Leben, die in den unatembaren Brandgasen erstickten. Ein achtlos fortgeworfener brennender Lampendochtrest entzündete die völlig trockene Schachtzimmerung. Das Feuer fand außerdem durch viel abgetropfte Maschinenschmiere reichliche Nahrung und die in großen Mengen entwickelten Brandgase drangen vom Schacht aus in die Baue ein. Am 3. März 1896 entstand aus nicht völlig aufgeklärter Ursache ein Zimmerungsbrand im Frankenbergschachte der Kleophasgrube bei Kattowitz in Oberschlesien; demselben fielen 100 Arbeiter und 23 Pferde zum Opfer [2]. Kleinere Zimmerungsbrände gehören keineswegs zu den Seltenheiten.
In manchen Braun- und Steinkohlengruben ist man auf die Selbstentzündung der Kohle und Bekämpfung des Brandes stets vorbereitet. Gewisse Kohlen, namentlich in zerkleinertem Zustande,[639] binden den Sauerstoff der Luft; hierdurch tritt zunächst Erwärmung (auch Brühung genannt) und, sofern keine Gegenmittel ergriffen werden, Selbstentzündung ein. Gegenwart von Schwefelkies pflegt die Entzündlichkeit zu erhöhen. Durch den Grubenbrand wird der Sauerstoff der Luft verzehrt und außer Kohlensäure (CO2) bei beschränktem Luftzutritt zum Brandherde auch das für alle Organismen äußerst giftige und sofern es sich später mit Luft mischt auch explosible Kohlenoxydgas (CO) erzeugt; dazu wird die Luft von Rauch und Qualm erfüllt. Derart verschlechterte Grubenluft nennt man Brandgase, brandige Wetter. Sie wirken, schon in geringer Menge eingeatmet, betäubend und vergiftend; daher ist beim Eindringen in dieselben, etwa zur Rettung Verunglückter, größte Vorsicht geboten. Ein längeres Verweilen in Brandgasen ist nur mit Hilfe von Atmungsapparaten (s.d.) möglich. Auch kommt es zuweilen vor, daß sich infolge der großen durch den Grubenbrand entstehenden Wärme in sonst schlagwetterfreien Gruben aus der anstehenden Kohle explosible Kohlenwasserstoffe außer dem schon genannten ebenfalls explosibeln Kohlenoxydgas entwickeln. Auf derartige Verhältnisse ist wahrscheinlich die verheerende Katastrophe von Courrières im März 1906, durch welche mehr als 1000 Bergleute ums Leben kamen, zurückzuführen [3].
Zimmerungsbrände lassen sich nur durch achtsames Umgehen mit dem Geleucht (s.d.), mit den etwa nötigen Feuerungseinrichtungen (Wetteröfen, in der Grube ausnahmsweise benötigte Schmiedefeuer u. dergl.) und durch sorgsames Verlegen der elektrischen Leitungen vermeiden. Der Ausbruch von Grubenbrand durch Selbstentzündung von Kohle kann vor allem dadurch verhütet werden, daß kein Grubenklein (wie das früher häufig geschah) im Bruche (abgebauten Felde) zurückbleibt, es muß rein abgebaut werden, auch unreine Kohle ist abzubauen und zu fördern, Klüfte mit Staubkohle sind auszuräumen und je nach der Mächtigkeit luftdicht auszumauern oder mit Mörtel zu verstreichen. Bei beginnender Erwärmung der Kohle, die sich übrigens auch durch eigenartig bituminösen Geruch bemerklich macht, sind die erwärmten Massen herauszuhauen, mit Wasser abzulöschen und abzufordern; ist bereits Entzündung eingetreten oder kann man nicht zum Brandherde selbst gelangen, so bleibt nur das Absperren durch luftdicht gemauerte Dämme (s. Bd. 2, S. 534) (Branddämme), wohl auch das reichliche Bewässern des betreffenden Feldteiles übrig. Die Dämme müssen allerseits genügend in die Stöße eingreifen; man macht sie luftdicht durch Anwendung von Asche oder Lehm als Bindemittel. Die Absperrung kann durch geeignete Anlage des Streckennetzes (so wenig Strecken als möglich) erheblich erleichtert, auch durch Herrichten der Dammstelle und Vorrätighalten von Mauerungsmaterial in der Nähe vorbereitet werden. Je schneller man einschreitet, desto leichter wird sich ein entstehender Brand bewältigen lassen; hat der Brand erst um sich gegriffen, so dauert es oft trotz Aufwendung aller Mittel jahrelang, ehe der Brand so weit erstickt ist, daß im Brandfelde weiter gearbeitet werden kann. Zuweilen müssen große Abbauabteilungen überhaupt verlassen werden.
Literatur (vgl. die Werke über allgemeine Bergbaukunde): [1] Oesterreichische Zeitschrift für Berg- u. Hüttenwesen, Beilage zu Nr. 6, Wien 1893. [2] Ebend., Wien 1896, S. 307. [3] Ebend., Wien 1906, S. 171 und 331.
Treptow.