Kanalwage

[368] Kanalwage, das einfachste Nivellierinstrument. Ihre Konstruktion beruht auf dem Gesetze der kommunizierenden Röhren.

Sie wurde schon im Altertum angewendet. Die Kanalwage älterer Form ist ein Metallrohr von etwa 1 m Länge, das an seinen Enden rechtwinklig nach oben gerichtete Glaszylinder trägt. Das Rohr kann mit einer in der Mitte angebrachten Hülfe auf einem Zapfenstativ aufgestellt werden. Die Oberflächen einer in die Röhre gegossenen gefärbten Flüssigkeit geben in den Zylindern eine horizontale Zielfläche an. In der Regel wird nach dieser eine Kreuzscheibe an einer geteilten Latte eingestellt; seltener wird die horizontale Sicht an einer Nivellierlatte unmittelbar abgelesen (s. Nivellieren). Die Kanalwage wird beim Gebrauche zweckmäßig so gestellt, daß die beiden Wassersäulen einander halb decken. Das Instrument ist wegen seiner Einfachheit und Billigkeit zum Gebrauche auf dem Bauplatze, bei Erdarbeiten u.s.w. sehr geeignet. Der Zielfehler beträgt, in Winkelmaß ausgedrückt, etwa ± 3–4' [1]. Die Anbringung von Schiebedioptern sichert eine Erhöhung der Genauigkeit nicht; auch ist die Verwendung von Quecksilber in eisernen Röhren mit Schwimmerdioptern für den praktischen Gebrauch nicht empfehlenswert.

Ein zweckmäßig eingerichtetes Freihandnivellierinstrument ist die geschlossene Kanalwage. Sie besteht aus einem Glasrohre von etwa 6 mm Lichtweite, das entweder in Form eines Rechtecks von 10–15 cm Länge und 6–8 cm Höhe [2] oder in Form eines Ringes von etwa 10 cm Durchmesser [3] gebogen ist. Das Rohr ist mit gefärbtem Alkohol halb gefüllt. Der mittlere Zielfehler ist etwa ± 10'. Preis in taschenbuchförmigem Kästchen etwa 1–2 ℳ.

Eine Kanalwage, bei der die beiden Glaszylinder durch eine lange Röhre oder einen langen Schlauch verbunden sind, führt den Namen Schlauchkanalwage [4]. Wenn das Instrument mit Wasser gefüllt ist, so kann der Höhenunterschied von zwei Geländepunkten nach der Höhe der Wasserstände in den beiden Zylindern über den Punkten bestimmt werden. Die Wasserstandshöhen werden, an Maßstäben ermittelt. Ein Nachteil für die Benutzung des Instruments ist, daß eine ungleichmäßige Erwärmung des Wassers im Schlauche, z.B. an beschatteten und von der Sonne beschienenen Stellen, die Messungen ungünstig beeinflußt.


Literatur: [1] Zeitschrift für Vermessungswesen 1887, S. 151. – [2] Ebend. 1889, S. 183. – [3] Ebend. 1892, S. 49. – [4] Ebend. 1891, S. 45, und 1892, S. 281.

(† Reinhertz) Hillmer.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 368.
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