Kupferdruckmaschinen

[784] Kupferdruckmaschinen. Für den Druck von Kunstblättern kommt auch heute noch fall ausschließlich die Handpresse in Betracht. Dagegen existieren für einige Sonderzweige des Kupferdrucks (Tiefdrucks) verschiedene Arten von Schnellpressen.

Die Kupferdruckhandpresse besitzt zwei kräftige Eisenzylinder, zwischen welchen eine eiserne Platte, auf die die Druckform und der Papierbogen gelangen, hindurchgeführt wird. Der untere Zylinder (Gegendruckwalze) dreht sich infolge der beim Drucken entstehenden Friktion, während der obere (zur Einstellung der nötigen Druckspannung mittels Schraubenspindeln, Triebwelle, Kegelrädern und Handrad verstellbare) Druckzylinder durch Zahnräderübersetzung und mittels eines Sternrades oder mittels Schwungrads und Kurbel (hier und da auch motorisch) angetrieben wird. Zwischen Drückzylinder und Druckform befindet sich der Auflagefilz, entweder in Form eines Stückes, das nach erfolgtem Abdruck über den Zylinder zurückgeschnellt wird, oder in Form eines über den Druckzylinder und einer oberhalb der Presse angebrachten Trommel gleitenden endlosen Stranges. Das Arbeiten an[784] der Handpresse, bei welchem das Einfärben, Wischen, Ein- und Ausheben der Form vollständig durch den Drucker erfolgen muß, ist ein außerordentlich zeitraubendes. Je nach der Größe und der Art der Druckform und des zu verfertigenden Produktes schwankt die Tagesleistung zwischen etwa 10 und 200 Abdrücken.

Zur Herstellung von kleinen mittels Tiefdruckes auszuführenden Drucksorten in größerer Auflage, namentlich zu merkantilen Zwecken, dienen Schnellpressen, bei denen die Form automatisch durch mit Filz bekleidete Walzen eingefärbt und mittels eines elastischen Kissens, über das ein endloser Papierstrang ruckweise hinweggleitet, »gewischt« wird (s. Kupferstecherkunst und Intagliodruck). Vom Papierbände streift ein Messer die Druckfarbe zur Wiederverwendung in einen Behälter. Bei der Johnston Die-Press der Maschinenfabrik Oerlikon befindet sich die Druckplatte mit dem Bilde nach abwärts in einem Rahmen, der unterhalb des kräftigen Druckbolzens stets, mit Ausnahme des Druckmomentes, horizontal in einem Kreise geführt wird. Die Form passiert zuerst die Farbwalzen, dann die Wisch Vorrichtung und wird schließlich durch Auslösung sehr starker, im Pressenkopfe befindlicher Federn vom Druckbolzen nach abwärts auf das den Tiegel bedeckende Papierblatt geschlagen. Bei der Waitepatent-Presse von J. Heim & Co. in Offenbach a. M, erfolgt der Druck nicht von oben nach unten, sondern von unten nach oben durch den Auftrieb exzentrischer Wellen. Die Druckform ruht auf einem Schlitten, bei dessen Rückwärtsbewegung die Platte eingefärbt, bei dessen Nachvornegehen sie gewischt wird. Auf beiden Pressen können nur Stahlformen benutzt werden. Die Leistungsfähigkeit beträgt ungefähr 1000 Abdrücke pro Stunde.

Die Larivière-Presse von J. Voirin in Paris sowie die Kupferdruckschnellpresse von Hummel in Berlin sind ähnlich den Zylinderflachformmaschinen für Buchdruck (s. Buchdruckmaschinen) geartet und für den Druck größerer Blätter bestimmt. Die Druckplatte ruht auf dem hin und zurück fahrenden Fundamente, passiert Färbewalzen, dann Wischvorrichtungen (bei der ersten Maschine teils parallel, teils im rechten Winkel zur Form angeordnete Systeme von Walzen, bei der zweitgenannten Presse mehrere rasch hin und her bewegte elastische Kissen, über welche ein endloses Filztuch ruckweise hinweggeführt wird) und schließlich den den Papierbogen führenden, abrollenden Druckzylinder. Eine neuartige Konstruktion besitzt die Tiefdruckschnellpresse von R. Hoe & Co. in New York und London. Innerhalb eines großen quadratischen Rahmens werden diesem entlang durch Kettenantrieb vier »Fundamente« (Formenträger) kontinuierlich geführt. In den Ecken wechseln die Platten ihre Bewegungsrichtung um 90°. Auf die Fundamente gelangt je eine Druckform. Eine feste des Rahmens ist frei, auf den übrigen drei sind Druckapparat, Färbevorrichtung und Wischmechanismus verteilt. Der Druckprozeß spielt sich infolgedessen so ab, daß gleichzeitig die erste Form eingefärbt, die zweite automatisch gewischt, die dritte (an der zugänglichen feste befindliche) durch Hand »feingewischt«, endlich die vierte abgedruckt wird. Die Presse dient hauptsächlich für Banknoten- und Markendruck. Die Tagesleistung der drei letztgenannten Maschinen beträgt ungefähr 2500 Exemplare. In letzterer Zeit wurden für verschiedene Zwecke, namentlich aber zum Drucke von Rasterheliogravüren (s. Intagliodruck), noch andre Pressen (auch Rotationstiefdruckmaschinen, wie schon früher von Guy und Hummel versucht) gebaut. Ihre Konstruktion wird aber aus Rücksichten auf die Konkurrenz sorgfältig geheimgehalten.


Literatur: Waldow, A., Encyklopädie der graphischen Künste, Leipzig 1884; Unger, A.W., Die Herstellung von Büchern, Illustrationen u.s.w., Halle a. S. 1906; ferner vgl. die Kataloge der genannten Firmen, dann die von Karl Krause, Chr. Mansfeld in Leipzig.

A.W. Unger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 784-785.
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