Maschinentelegraph

[315] Maschinentelegraph dient an Bord der Schiffe zur Befehlsübermittlung zwischen Kommandostelle – Kommandobrücke oder -turm – und Maschinenraum.[315] Er besteht aus einem Kommandogeber an der Kommandostelle und einem Kommandoempfänger im Maschinenraum. Zur Kontrolle ist mit diesen Apparaten meist ein Gegenapparat verbunden, welcher im Maschinenraum einen Geber und an der Kommandostelle einen Empfänger enthält, so daß jedes Kommando von der ausführenden Stelle sofort zurückgegeben werden kann.

Die pneumatischen und hydraulischen Maschinentelegraphen haben sich als zu empfindlich und unsicher erwiesen. Neuerdings kommen elektrische Maschinentelegraphen auf Kriegsschiffen und größeren Handelsschiffen allein zur Verwendung.

Der mechanische Maschinentelegraph ist englischen Ursprungs. Er besteht aus einer Signalscheibe, über welcher sich zwei Zeiger bewegen. Der eine steht mit dem den Apparat in Tätigkeit setzenden Handgriff in Verbindung, der andre wird durch Uebertragung von dem zweiten Apparat bewegt und wiederholt das Kommando von letzterem aus. Eine Glocke mit Schlagwerk dient zur Ankündigung des Signals. Der Apparat auf der Kommandobrücke ist auf einer Säule montiert und besteht neuerdings meist aus einem halbkreisförmig abgerundeten Gehäuse, in welchem die Zeigerwellen mit ihren Scheiben für die Gelenkketten gelagert sind und aus welchem an dem Umfang der Handhebel zur Betätigung des Apparats hervorragt. Der Umfang sowie die Stirnwände des Gehäuses erhalten Milchglasscheiben, welche in bestimmten Feldern die einzelnen Kommandoworte in schwarzen Buchstaben tragen. Der Apparat wird so aufgestellt, daß die Skala für Vorwärtsgang dem Buge des Schiffes zugekehrt ist. Die Zeiger, welche mit dem Hebel fest verbunden sind, befinden sich auf beiden Seiten. Der Hebel mit der Uebertragungsscheibe sitzt lose auf der Achse, während die Repetierzeiger mit der zweiten Scheibe auf der Achse festgekeilt sind Bei Nacht erhält das Gehäuse von innen Beleuchtung. Der Apparat im Maschinenraum besteht aus einer metallenen Scheibe mit entsprechenden Kommandoworten und ist in der Nähe des Maschinistenstandes aufgestellt. Die Uebertragung von den Scheiben des einen Apparats zum andern und zurück geschieht durch Messingdrähte mit Spannschrauben und metallene Gelenkketten.

Der erste elektrische Maschinentelegraph von Schuckert ist in seiner äußeren Anwendung dem vorstehenden ähnlich. Die Uebertragung geschieht durch den elektrischen Strom. Der Apparat erfordert bei 12 Kommandoworten 29 Drähte und wird mit Maschinenstrom betrieben. Die Bewegung der Zeiger erfolgt durch einen Eisenanker, welcher sich in einem fest gelagerten Grammeschen Ring dreht. Die Spulenbewicklung des Ringes ist entsprechend den zu gebenden Befehlsworten mit symmetrisch im Kreise angeordneten Zuleitungen versehen. Die Stromzuführung in bestimmte Richtung zu den einzelnen Stellen der Ringleitung wird durch den Signalgeber bewirkt. Die neueren elektrischen Maschinentelegraphen unterscheiden sich nach dem zur Anwendung kommenden Prinzip als solche nach dem Sechsrollensystem (Siemens & Halske), nach dem magnetischen Drehfeldsystem (Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft) und nach dem System des Spannungsmessers (Elektrizitätsgesellschaft Union). Bei dem Sechsrollensystem besteht der Empfängerapparat aus sechs im Kreise angeordneten Magneten, bei dem Drehfeldsystem aus drei oder einem Mehrfachen von drei Magnetspulen, welche um einen kupfernen Zylinder radial und symmetrisch angeordnet sind. Bei beiden Konstruktionen ist in der Mitte der Magnetspulen ein drehbarer Magnetanker gelagert, dessen Welle den Zeiger einer Kommandoscheibe bewegt. Durch den Geberapparat (Kontaktgeber) werden einzelne Magnetspulen des Empfängerapparats erregt, und zwar beim Sechsrollensystem immer zwei diametral gegenüberliegende, beim Drehfeldsystem alle drei Spulen, jedoch verschieden stark. Hierdurch entsteht ein Kraftlinienfeld, in dessen Achse sich der Anker des Empfängerapparats einstellt. Bei dem Union-Apparat ist der Empfänger ein Voltmeter, der an Stelle der Voltteilung die Kommandoworte zeigt Der Geber ist ein Kontaktapparat mit so viel Kontaktpunkten, als Befehle übermittelt werden sollen, und verschiedenen eingeschalteten Widerstandsspulen. Bei den Maschinentelegraphen von Siemens & Halske und der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft sind zwischen den beiden Stationen einschließlich Antwortleitung lieben Leitungen, bei dem Union-Apparat nur vier erforderlich. Fig. 1 gibt das Stromlaufschema für das Sechsrollensystem, Fig. 2 eine Ansicht des auf der Kommandobrücke befindlichen Apparats wieder. S.a. Elektrizität im Schiffbau.


Literatur: [1] Busley, Die Schiffsmaschine, Kiel 1886. – [2] Schiffsmaschinentelegraph von Schuckert, Mitteilungen aus dem Gebiet des Seewesens 1892 – [3] Roedder, O.C., Die elektrotechnischen Einrichtungen moderner Schiffe, Wiesbaden 1903. – [4] Klamroth, Leitfaden[316] für den Unterricht in der Maschinenkunde, Berlin 1907. – [5] Raps, Elektrische Befehlsübermittlung an Bord, Jahrbuch der Schiffbautechn. Gesellschaft, Berlin 1901.

T. Schwarz.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 315-317.
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