[578] Nageln, Nagelmaschine. Das Eintreiben von Nägeln erfolgt durch Hammerschläge oder durch ruhig wirkenden Preßdruck.
Bei der Massenherstellung von kleinen Gegenständen kann das Nageln dadurch beschleunigt werden, daß man sie unter einen federnd aufgehängten Hebelhammer bringt, so daß das jedesmalige Aufheben und Weglegen des Hammers, wie es beim Nageln mit dem Handhammer notwendig ist, erspart wird. In amerikanischen Eisenbahnwagenbauwerkstätten werden die Nägel in die Bohlen der Wagenfußböden in der Weise eingeschlagen, daß sie zunächst von einem Arbeiter nur leicht und etwas schrägstehend eingeschlagen werden, worauf ein zweiter Arbeiter mit einem im Kreis geschwungenen Zuschlaghammer die Nägel eintreibt [1]. Zur Massenherstellung von genagelten Kisten (s. Kistenerzeugung) und andern Gegenständen verwendet man Nägelmaschinen. Von diesen ist am bekannteren die Morgansche Nagelmaschine (Vertreter Alfred H. Schütte, Cöln) Fig. 13. Die Nägel befinden sich in dem um die linke untere Kante drehbaren Behälter a, Fig. 3, der durch ein Kurbelgetriebe, s. Fig. 2, in auf- und abschwingende Bewegung versetzt wird; sie fallen hierbei in Schlitze des Behälterbodens, an deren Seiten sie sich mit ihren Köpfen aufhängen, worauf sie in die Schlitze der schiefen Ebene b rutschen. Vor jedem Schlitz befindet sich eine runde Scheibe c mit einigen Ausschnitten, die so groß sind, daß bei der Drehung der Scheibe c der jeweils unterste Nagel abrutscht und durch die Führungsrohre d, e, f in den Nagelhalter g zwischen die durch Federn gegeneinander gedrückten Nagelführungen h fällt. Beim Niedergang des Schlittens i, der durch ein Kurbelgetriebe erfolgt, drückt der Stempel k auf den Nagel und preßt ihn in das Holz ein. Die Maschine wird nach jeder Nagelung, die mit einer Umdrehung der Welle vollzogen ist, selbsttätig ausgerückt. Das Inbetriebsetzen geschieht durch einen Fußhebel. Die Zuführung der Nägel erfolgt neuerdings zwangläufig. Die Nägelmaschinen werden in verschiedenen Größen (zum gleichzeitigen Eintreiben von 124 Nägeln) gebaut. Die Nagelhalter können in gewissen Abständen voneinander in gerader Linie oder in zwei Reihen versetzt eingestellt werden. Sie werden ferner mit Armen (s. Fig. 1) versehen, die das Eintreiben von Nagelreihen, die senkrecht (in einfach oder doppelt gebrochener Linie) zueinander stehen, gestatten. Auch werden sie für die gleichzeitige Verwendung zweier Nagelsorten, s. Fig. 1, gebaut. Gehen die Nägel durch das Holz hindurch, so legen sie sich auf dem Nageltisch um, b, Fig. 4. Eine bessere Haltbarkeit erzielt man durch Umlegen der Nagelspitzen nach c, Fig. 4. Es kann dies mit Hilfe eines Schiebers S (D.R.P. a.) in der Tischplatte der Nagelmaschine geschehen, der halbkugelige Aushöhlungen besitzt, welche die Nagelspitze in der nach d bezeichneten Weise umbiegen, worauf der Schieber S etwas verschoben und durch nochmaligen Druck die Nagelspitze nach c vollständig in das Holz[578] hineingetrieben wird. Die Nägelmaschinen werden auch mit horizontal wirkenden Stempeln für Fuß- und mechanischen Betrieb gebaut, vgl. z.B. [3] (Maschine von W. Fredenhagen, Offenbach a. M.). Die Leistungsfähigkeit der Nägelmaschinen gegenüber der Handarbeit eines geübten Kistenmachers wird je nach der Größe der Maschine auf das 520 fache angegeben. Eine amerikanische Nagelmaschine für Zigarrenkisten u. dergl., bei der das Eintreiben der Nägel durch den Schlag eines von einer Feder betätigten Hammers erfolgt, zeigt Fig. 58. Auf dem Untergestell a (Fig. 7 und 8) ist mittels Zapfens b, Zahnstange e und Getriebes d das Obergestell c verstellbar angebracht, das die Nuttrommel f an der senkrechten Stelle w einfaßt und dem Hammer h als Führung dient. Der Hammer h wird durch seinen in die Nut f1 eingreifenden Zapfen g bei der Trommelumdrehung abwechselnd gehoben und frei gelassen, worauf er von der einstellbaren Spiralfeder i herabgeschnellt wird. In der seitlichen Auskragung c1 (Fig. 5) des Obergestelles c ist die Nageltrommel n gelagert, welche vom Kegelrade x aus mittels Wellenübertragung y umgetrieben wird. Die paketweise in den Rumpf z geschütteten Nägel gleiten auf der schrägen Wand q in die Nageltrommel n herab und werden von deren Leisten n1 in der Pfeilrichtung mitgenommen und auf die Mulde o geschüttet. Dabei stellen sich ihre Spitzen im Fallen und Gleiten zum größeren Teile nach vorn, so daß sie teilweise zwischen die Schienen p geraten und mit den Köpfen auf ihnen herab gleiten. Die andern Nägel fallen in die Trommel zurück. Ein kleiner Daumen r streicht etwaige falsch gelegte Nägel ab. Die richtig geordneten Nägel gleiten weiter und werden von der konischen Schnecke s einer nach dem andern über die Oeffnung zwischen zwei kleinen durch Federn gespannten Fingern im Schlitten l gebracht, in welche sie herabfallen. Zwischen die Finger hindurch schlägt der Hammer h mit seinem Ende k den Nagel in den über Leiste m geschobenen Gegenstand ein. Der Schlitten l wird von einer Nut in der Unterfläche der Nuttrommel f aus mittels eines eingreifenden Zapfens vom Ende der Rinne p unter den Hammer k und zurück geschoben. Falls unvollkommene Nägel in den Apparat kommen, wird die Schnecke s selbsttätig angehalten. Die Maschine wird mittels Fußtritts v und Reibungskupplung u ein- und ausgerückt, während die Antriebsriemscheibe t beständig umläuft. Ueber Schuhnagelmaschinen s. Schuhherstellung.
Literatur: [1] Möller, P., Aus der amerikanischen Werkstattpraxis (Sonderabdruck aus der Zeitschr. des Ver. deutsch. Ing. 1903), Berlin 1904. [2] Zeitschr. für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge, 2. Jahrg., S. 18. [3] Ebend., 1. Jahrg., S. 388; Uhlands Technische Rundschau 1895, S. 363. [4] D.R. Patentschriften, Kl. 38 d, Unterabteilung 5.
A. Widmaier.
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