Oefen [7]

[580] Oefen für technische Zwecke.

An Stelle der Kohlen- u.s.w. -feuerung führt sich auch bei den Oefen zum Glühen und Schmelzen in weitgehendem Maße die Teerölfeuerung ein, die als Vorteile den höheren Heizwert, die bequeme Heranschaffung, die Freiheit von Schlacke mit der Notwendigkeit der Beseitigung, die Raumersparnis bei der Lagerung, die leichte und rasche Anheizung und Feuerbereitschaft, die Schwefelfreiheit, die leichte Regulierfähigkeit, die Schonung und Ersparung der Bedienung aufweist. Das Oel wird durch Streudüsen, die durch Dampf- oder Luftdruck betrieben werden, in den Feuerungsraum eingeblasen und bildet dann in seiner Verteilung einen Nebelkegel, der ohne Rauch und Ruß verbrennt.

Zur Verwertung der Abhitze bei entsprechend hoher Temperatur der Abgase der Wärm- und Schweißöfen werden Dampfkessel an die Oefen angebaut, Fig. 1–3, S. 579 (Schmiedeofen[580] mit Halbgasfeuerung von Blezinger in Duisburg) [1]; s.a. [2].

Eine Vereinfachung des Siemensschen Regenerativofens durch die Weglassung der Wärmespeicher (Regeneratoren) für die Vorwärmung des Gases und Verlegung der Gaserzeuger (Generatoren) unmittelbar an den Ofen zeigen Fig. 4 und 5. a a sind die Gaserzeuger, g der Sammelkanal; das Gas strömt unter einem der beiden wassergekühlten Ventile b durch den Kanal c und trifft bei f mit der durch die Wechselklappe l in den einen der beiden Wärmespeicher r r einströmenden und durch den Kanal d weitergeleiteten Luft d zusammen. Die Ein- und Abführung von Luft, Gas und verbranntem Gas erfolgt an der einen Längsseite des Herdes h h bei c bezw. f.

Von den insbesondere in Hüttenwerken gebräuchlichen Oefen zur Erwärmung von Walzblöcken, die in der der Flammenrichtung entgegengesetzten Richtung den Ofen durchwandern sollen, sind neue Konstruktionen in Aufnahme gekommen, die besonders auch die Verwertung minderwertigen Gases (z.B. Hochofengas) gestatten. Fig. 6 und 7 zeigen das Prinzip des Siemens-Regenerativ-Gas-Stoßofens mit Flammenteilung. Bei den gewöhnlichen Stoßofen sind vielfach die abziehenden Gase nicht mehr heiß genug, um die Wärmespeicher hoch genug zu erhitzen; bei dem Ofen Fig. 6 und 7 wird nun von der durch einen Kanal eintretenden und sich im offenen Ofenraum ausbildenden Flamme ein Teil abgezweigt. Während die Hauptgasmenge dem Herd entlang zieht und das Wärmgut bestreicht, bestreicht der übrige Teil nur die vordersten Blöcke, biegt dann um und geht durch einen zweiten neben dem ersten liegenden Kanal zu den Wärmespeichern., Der Wechsel findet in bekannter Weise flau [2].

Die Regeneratorfeuerung mit gleichbleibender Flammenrichtung und gleichzeitig mit Flammenteilung (d.h. Abführung eines Teils der Gase, ehe sie sich zu stark abgekühlt haben, s. oben), findet sich bei den Oefen von Poetter (D.R.P. a., Fig. 8), Brüninghaus (mit fahrbaren Wärmespeichern, D.R.P. a., Fig. 9) und der Georgsmarienhütte, D.R.P. Nr. 258147 (Ausführung: Eickworth & Sturm in Witten), Fig. 10.

Auch bei den Rekuperativöfen findet die Flammenteilung Anwendung. Fig. 11 zeigt einen Stoßofen der Isö-Ofenbaugesellschaft[581] m. b. H., Berlin, mit einem nach Patent Hermansen aus ineinander gefleckten Rohren bestehenden Rekuperator.

Nach [5] findet die flammenlose Verbrennung nach Schnabel-Bone (vgl. Oberflächenverbrennung, flammenlose) auch Anwendung für industrielle Oefen. Die Verbrennung des unter Druck zugeführten Gasluftgemisches findet in einer Masse von körnigem, sehr feuerfestem Stoff statt. Fig. 12 zeigt einen derartigen Muffelofen für flammenlose Gasfeuerung.

Von neueren Ausführungen von Schmelzöfen zeigt Fig. 13 einen Kupolofen mit kippbarem Vorherd, Patent Löhe, bei dem das Abstechen und Zustopfen wegfällt, die Schlacke im Kippvorherd zurückgehalten wird und die rasche Entnahme großer Eisenmengen möglich ist. – Bei mehreren Kupolöfen wird nach Patent Rein je zwischen zweien ein Vorherd (also für drei Oefen zwei Vorherde) angeordnet. – Um in bewohnten Gegenden Belästigungen durch Kupolöfen nach Möglichkeit zu vermeiden, wendet man Einspritzvorrichtungen mit Streudüsen an, welche die Flugasche, Funken niederschlägt und auch einen großen Teil der übelriechenden schwefligen Dämpfe beseitigt.

Von neueren Flammöfen zeigt Fig. 14 einen Flammofen, System Rein, mit abnehmbarer Decke, wodurch das Einsetzen schwerer Gußbruchstücke mit Hilfe von Kranen erleichtert ist. – Von neueren kippbaren Schmelzflammöfen (ohne Tiegel) mit Oelfeuerung zeigt Fig. 15 den Ofen der Deutschen Oelfeuerungswerke Karl Schmidt, Heilbronn.

In Fig. 16 und 17 sind zwei Tiegelschmelzöfen mit Oelfeuerung, System Rueß (Vereinigte Schmirgel- und Maschinenfabriken A.-G., Hannover-Hainholz) dargestellt, von denen die Konstruktion nach Fig. 17 ein Hochheben des Ofenmantels und das Ausfahren des Tiegels gestattet. Fig. 18 zeigt einen elektrischen Transformator-Tiegelschmelzöfen der Allg. Elektrizitäts-Gesellschaft Berlin, der aus einem Wechselstromtransformator für beliebige Spannung mit angebauten[582] wassergekühlten Haltern für die Kontaktkohlen, die den Schmelztiegel umfassen, besteht. Die Erhitzung geschieht nach dem Widerstandsprinzip, wobei der Schmelztiegel den Widerstand bildet.


Literatur: [1] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1912, S. 905. – [2] »Stahl und Eisen« 1912, S. 937. – [3] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1909, S. 1073. – [4] »Stahl und Eisen« 1912, 12. September. – [5] Zeitschr. d. Ver. deutsch Ing. 1913, S. 281. – [6] »Stahl und Eisen« 1914, 9. April u. f. (Ueber den heutigen Stand der Wärm- und Glühöfen).

A. Widmaier.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 6.
Fig. 7.
Fig. 7.
Fig. 8., Fig. 9.
Fig. 8., Fig. 9.
Fig. 10.
Fig. 10.
Fig. 11., Fig. 12.
Fig. 11., Fig. 12.
Fig. 13.
Fig. 13.
Fig. 14.
Fig. 14.
Fig. 15., Fig. 17.
Fig. 15., Fig. 17.
Fig. 16., Fig. 18.
Fig. 16., Fig. 18.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 580-583.
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