[568] Sandgleise (Sandweichen), Gleisstrecken, deren Schienen etwa 5 cm hoch mit Sand bedeckt sind, um durchgegangene Eisenbahnfahrzeuge oder ganze Züge, deren Bremsen versagen, sicher und ohne daß sie Schaden nehmen, also unter stetiger Verminderung ihrer Fahrgeschwindigkeit, aufzufangen.
Eine Ueberschüttung mit Sand kann in solchen Gleisen angebracht werden, die ausschließlich zum Auffangen von Fahrzeugen angelegt sind und nicht dem gewöhnlichen Verkehr dienen, also in Rettungsgleisen (s.d.). Diese können bei Ueberschüttung mit Sand viel kürzer und doch gleich wirksam wie ohne solche angelegt werden. Köpcke (Dresden) hat eine Anordnung des Sandgleises erfunden (D.R.P. Nr. 65623), welche dessen Anwendung auch in Zugsgleisen gestattet. Das Köpckesche Sandgleis zweigt von dem Zugsgleis mit einer gewöhnlichen Weichenzungenvorrichtung ab, läuft mit dem Zugsgleis geschlungen parallel weiter und geht nach 200 bis 300 m Länge mittels einer zweiten Zungenvorrichtung wieder in dieses über. Hinter den Zungenvorrichtungen senken sich die Schienen des Sandgleises allmählich um etwa 5 cm und werden dann zwischen Einfassungen (hölzernen oder eisernen) gelegt, die auf die Höhe der Oberkanten der Schienen des Zugsgleises reichen und deren Zwischenraum mit Sand gefüllt ist; sie tauchen also allmählich in das Sandbett ein (Fig. 13). Sobald ein Zug auf das Sandgleis abgelenkt wird, kommt er infolge der sehr großen Bremswirkung des Sandbetts, auch bei hoher Anfangsgeschwindigkeit, ohne plötzlichen Stoß sehr bald zum Stillstand. Bei der Weiterfahrt ist der Sand auf den Schienen vor dem Zuge zu entfernen. Die vordere Zungenvorrichtung wird mit einem Haltsignal in Verbindung gebracht, so daß die Ablenkung unbedingt erfolgen muß, wenn der Zug das auf »Halt« gestellte Signal überfährt. Diese Einrichtung hat beispielsweise am Fußpunkte eines steilen Gefälles unmittelbar vor der Einfahrt von Görlitz in den Bahnhof Dresden-Neustadt wiederholt schwere Unglücksfälle verhütet.
Literatur: Köpcke, Civilingenieur 1893; Goering, Glasers Annalen 1896, Bd. 38; Deutsche Bauztg. 1902, S. 10.
H. Kübler.