Siegellack

[108] Siegellack, eine aus verschiedenen Harzen zusammengeschmolzene, in Formen gegossene Mischung, verschieden gefärbt, hier und da auch parfümiert, zu bekanntem Gebrauche.

Die Herstellung der Siegel- und Flaschenlacke geschieht durch Zusammenschmelzen von Harzen, als Schellack, Xantorrhoeharz, Mastix, Terpentin, Kolophonium (Terpentin und Kolophonium bilden den Hauptbestandteil der billigen Siegel- und Flaschenlacke), Tolubalsam, Benzoe, Perubalsam, Vermischen mit Ruß, Mineralschwarz, Frankfurterschwarz, Rebenschwarz, Bleiweiß, Zinkweiß, Chromgelb, Chromgrün, Ultramarin, Ocker, Zinnober, Minium, Engelrot, Umbra, Karmin, Karminlack, Krapplack, Pariserblau, Bronzefarben, Brokat und Glimmer als färbende Substanzen. Als Füllmaterialien dienen Kreide, Gips, Infusorienerde, kohlensaure Magnesia, Schwerspat, Zusätze, durch welche Gewicht oder Volumen vermehrt und der Preis[108] verbilligt wird. Die geschmolzene fertige Siegellackmasse wird dann noch heiß in Formen aus Metall, Holz oder Glas eingegossen, erstarrt darin, und die Stangen (oder bei Flaschenlack Platten) kommen noch in den sogenannten Polierofen, in dessen Wärme die Oberfläche erweicht und glänzend wird. Brieflack ist eine zum Siegeln von Briefen bestimmte Siegellacksorte, Aventurin- und Transparentaventurinsiegellacke enthalten Farben mit Metallflittern (Brokat), bezw. nur letztere; flüssiger Siegellack ist in Alkohol gelöster Siegellack. Dochtsiegellack enthält im Innern einen leicht brennbaren Docht, um die Benutzung einer besonderen Flamme bei Verwendung zu umgehen.


Literatur: Andés, Die Fabrikation der Siegel- und Flaschenlacke, Wien 1885; Andres, Fabrikation der Lacke, Firnisse, Buchdruckfirnisse und des Siegellackes, 4. Aufl., Wien 1891; Elbram, M.W., Siegel- und Flaschenlackfabrikation, Berlin 1900.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 108-109.
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