Aguesseau

[182] Aguesseau (spr. aggésso), Henri François d', Kanzler von Frankreich, geb. 27. Nov. 1668 in Limoges, gest. 9. Febr. 1751, entstammte einer alten parlamentarischen Familie, wurde 1690 Generaladvokat und 1700 Generalprokurator beim Parlament zu Paris. Wegen seiner Verdienste um die Reform der Rechtspflege und um Wahrung der Freiheiten der gallikanischen Kirche gegenüber der päpstlichen Bulle Unigenitus wurde er 1717 unter der Regentschaft des Herzogs von Orléans Kanzler von Frankreich. Ein sein und humanistisch gebildeter Mann, neigte er zum Jansenismus. Sein Widerstand gegen die Mißwirtschaft des Kardinals Dubois hatte seine Entlassung 1722 zur Folge. Er erlangte 1727 durch den Kardinal Fleury seine Ämter wieder. Wegen Altersschwäche trat er 1750 als Kanzler zurück. Seine gesammelten Schriften (Par. 1759–89, 13 Bde.; 1865, 2 Bde.) erschienen deutsch von Weber (Leipz. 1767, 8 Bde.). Vgl. Boullée, Histoire de la vie du chancelier d'A. (Par. 1849); F. Monnier, Le chancelier d'A. (2. Aufl., das. 1864).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 182.
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