Amboīna

[414] Amboīna (malaiisch Ambon), eine der (holländischen) Molukken im Ostindischen Archipel, unter 3°41´ südl. Br. und 128°10´ östl. L., 997 qkm mit (1895) 38,663 Einw. A. besteht aus einem größern nördlichen Teil, Hitu, und einem kleinern südlichen, Leitimor, die durch den schmalen Isthmus von Baguela zusammenhängen. Die Insel ist gebirgig (Salhute 1221, Wawani 1045 m) mit jähen Ufern. Folgenschwere Erdbeben sind trotz des Fehlens tätiger Vulkane häufig. Das Klima (mittlere Jahrestemperatur 26,3°, Februar 27,2°, Juli 25,2°) ist im allgemeinen gesund, indes haben Fieberepidemien wiederholt die Europäer vertrieben. Die große Feuchtigkeit der Luft bedingt eine üppige Vegetation. Dichte Wälder des trefflichsten Bau- und Nutzholzes bedecken große Flächen; Kokos- und Sagopalmen liefern das Hauptnahrungsmittel. Die wichtigste Kulturpflanze ist der Gewürznelkenbaum, dessen Anbau bis in die Neuzeit auf A. und die Uliasserinseln beschränkt war, indem auf den andern Molukken die Bäume ausgerottet, dagegen den Bewohnern von A. ihre Anpflanzung und die Ablieferung der Früchte gegen bestimmten geringen Preis auferlegt wurde. Der Verkauf war bis 1873 Monopol der Regierung. Neuerdings beginnt auch der Anbau des bisher auf die Bandainseln beschränkten Muskatnußbaums und auf den Uliasserinseln die Kakaokultur zuzunehmen. Die Berglandschaften sind für Weizen und Bohnen, auch für Viehzucht geeignet. – Anfang des 16. Jahrh. fanden sich die Portugiesen in A. ein und machten sich von hier aus allmählich zu Herren sämtlicher Molukken, mußten sie aber 1605 den Holländern überlassen. Seitdem war A. Hauptsitz der niederländischen Herrschaft in Ostindien, bis er 1619 nach Batavia verlegt wurde. Hier wurde 1625 eine Verschwörung, in die englische Beamte verwickelt waren, unterdrückt; die strenge Rechtspflege auf A. wurde eine der Ursachen der Verbitterung der Engländer gegen Holland im 17. Jahrh. 1796–1801 und 1810–16 war die Insel im Besitze der Engländer. – Die Residentschaft A. umfaßt noch die südlichen Molukken mit Ceram und Büro, die Bandainseln, die Südost- und die Südwestinseln, die Denimberinseln von der Timorlautgruppe, die Aru- und Kei-Inseln, 51,465 qkm mit (1895) 295,768 Einw. darunter 2400 Europäer, 1000 Chinesen, 700 Araber. Unter dem Residenten stehen 19 Stationen, darunter ein Militärposten auf Ceram. Das Justizwesen mit drei [414] Instanzen gipfelt im Gouvernementsgerichte zu Makassar. – Die Hauptstadt A., mit (1895) 7978 Einw., liegt auf der Nordküste von Leitimor an der weiten, vorzüglichen Ankergrund bietenden Bai und ist Freihafen. Die Häuser sind einstöckig, aus Bambus (Rücksicht auf Erdbeben). A. hat eine reformierte Kirche, mehrere Moscheen, Justizgebäude, Waisenhaus, Hospital. Im Fort Viktoria liegen Kasernen, Beamtenbureaus und Magazine; der Resident wohnt in Batu-Gadjah.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 414-415.
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