[645] Aquarĭum (lat., »Wasserbehälter«; hierzu Tafel »Aquarium I u. II«, mit Textblatt), Vorrichtung, um Wassertiere und Wasserpflanzen am Leben zu erhalten und zu beobachten. Ein A. in einfachster Form ist die Vase mit Goldfischen, die bei den Chinesen seit langer Zeit beliebt ist und in Europa vor etwa 150 Jahren eingeführt wurde. Viel mehr Belehrung und Genuß gewähren die jetzt üblichen Süßwasser- oder Zimmeraquarien, die auf der Textbeilage zur Tafel beschrieben sind. Seewasseraquarien, welche die Bewohner des Meeres auch entfernt von demselben zu studieren gestatten, sind für kleinere Verhältnisse nur in der Nähe der Küste möglich, wo man Wasser, Tiere und Pflanzen öfter erneuern kann, und haben daher auch nur in England weitere Verbreitung gefunden. Größere Aquarien sind jedoch auch im Binnenland, meist in Verbindung mit zoologischen Gärten, errichtet, zuerst in London (durch W. A. Lloyd), dann in Paris, Brüssel, Hamburg, Frankfurt etc. Meist benutzt man für sie Kellerräume mit ihrer gleichmäßigern Temperatur und läßt den Zuschauerraum sein sparsames Licht durch die Glaswände der von oben erhellten Becken erhalten; jedoch wirkt dies auf manche Tiere, die Schatten oder gedämpftes Licht lieben, nicht vorteilhaft. Die Zirkulation wird durch Pumpen, welche Wasser und die von diesem mitgerissene Luft bis auf den Grund der Becken treiben können, unter halten. Eins der bedeutendsten Aquarien ist das von Lüer erbaute und 1869 unter der Direktion von Brehm eröffnete A. in Berlin. Es bedeckt einen Flächenraum von 1334 qm und enthält gegen 500 cbm Wasser, beherbergt in seinen obern Räumen aber auch Schlan gen, Vögel und Affen, besonders anthropomorphe (1876 den ersten lebenden Gorilla). Zur Verwendung gelangt künstliches Seewasser. Zur Bevölkerung des Seeaquariums ist in Rovigno an der istrischen Küste des Adriatischen Meeres eine eigne Station erbaut und ausgerüstet, wo die Seetiere gefangen, aufbewahrt und versandt werden. Auch besitzt diese Station Arbeitsplätze für wissenschaftliche Forschungen. Die großen Aquarien zu London, Brighton und New York sind mit Konzerthallen und ähnlichen Instituten verbunden. Streng wissenschaftlich angeordnet ist das A. zu Neapel, das zu Anfang der 1870er Jahre von Dohrn erbaut wurde. Es enthält ausschließlich Tiere aus dem dortigen Golf und gewährt so ein anschauliches Bild des reichen Tierlebens auf dem Grunde des Meeres. Seine Becken fassen gegen 300 cbm Wasser. In engster Beziehung steht es zu der Zoologischen Station in Neapel (s. d.). Unsre Tafel I zeigt eine Zusammenstellung von Tieren aus dem A. in Neapel, Tafel II für das Zimmeraquarium geeignete neuere Zierfische. Vgl. Gosse, Handbook to the marine A. (2. Aufl., Lond. 1874); Hughes, Principles and management of the marine A. (das. 1875); »Leitfaden für das A. der zoologischen Station zu Neapel« (4. Anst., Leipz. 1894); Bateman, The book of Aquaria (das. 1891); Hoffmann, Seewasseraquarien im Zimmer (Magdeb. 1887); über das Süßwasseraquarium die Schriften von Roßmäßler (5. Aufl. von O. Hermes, Leipz. 1892), Grässe (2. Aufl., Hamb. 1881), Lutz (das. 1886), Ortleb (6. Aufl., Berl. 1895); Bade (»Das Süßwasseraquarium«, 2. Aufl., das. 1899, u. »Praxis der Aquariumkunde«, Magdeb. 1899), Zernecke (Berl. 1897); Mönkemeyer, Aquarienpflanzen (das. 1900).