Armagnaken

[776] Armagnaken (spr. -manjá-; Armagnacs, auch Armegecken, von ihrer weißen Armbinde les Bandes genannt), zügellose Soldknechte, die im französischen Bürgerkrieg zwischen der Partei des Grafen von Armagnac und der des Herzogs von Burgund dem von dem erstern 1410 gebildeten Heer angehörten. Sie wurden durch ihre Roheit und Plünderungssucht lästig und hießen deshalb Ecorcheurs (»Schinder«). Als Kaiser Friedrich III. die Schweizer sich unterwerfen wollte und den König Karl VII. von Frankreich um Hilfstruppen bat, schickte dieser die wilden Söldnerhaufen an den Rhein, in der Hoffnung, zugleich die Länder am linken Oberrhein in seine Gewalt bringen zu können. So entstand der Armagnakenkrieg (Armejäcken-, Armegeckenkrieg, bellum Armeniacum). Während 10,000 A. in Lothringen fochten, zog der Dauphin Ludwig selbst mit mehr als 30,000 Mann nach dem Sundgau gegen die Schweizer. Bei St. Jakob an der Bi-s unweit Basel kam es 16. Aug. 1444 zur Schlacht. 2000 Männer der Schweizer Vorhut kämpften hier 10 Stunden lang gegen die Übermacht und fielen, nachdem sie 6000 Feinde erschlagen, bis auf 16 Flüchtige. Der Dauphin zog sich nach dem Elsaß zurück und sagte bald darauf im Frieden von Ensisheim den Eidgenossen beständige Freundschaft zu (28. Okt. 1444). Im Elsaß und in der Pfalz hausten die A. bis ins nächste Frühjahr fort; die Bauern rächten sich, indem sie alle »Gecken«, die sie gefangen nahmen, hinrichteten. Vgl. Barthold in Raumers »Historischem Taschenbuch« (1842); Wülcker, Urkunden und Schreiben, betreffend den Zug der A. (Frankf. 1873); Tuetey, Les Écorcheurs sous Charles VII (Montbéliard 1874, 2 Bde.); Witte, Die A. im Elsaß 1439–1445 (Straßb. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 776.
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