Aspasĭa

[880] Aspasĭa, berühmte Frau des Altertums, Tochter des Axiochos, siedelte aus ihrer Geburtsstadt Milet mit ihrem Vater nach Athen über und entzückte hier alle Männer durch ihre seine Bildung und ihre anmutige, geistreiche Unterhaltung; selbst Sokrates suchte sie auf, um ihrer Rede zuzuhören. Eine bedeutendere Stellung erlangte sie durch die Bekanntschaft mit Perikles, der sich von seiner Gattin trennte und um 445 v. Chr. mit A. verheiratete; da dieselbe jedoch eine Ausländerin war, so war die Ehe nicht rechtlich[880] vollgültig. Bald von den Gegnern des Perikles in den Komödien als die Hera des olympischen Zeus, als die neue Omphale oder Deianeira, die den Herakles gebändigt, verspottet und sogar von Aristophanes die Urheberin des Peloponnesischen Krieges genannt, wurde sie kurz vor dessen Beginn 432 von dem Komödiendichter Hermippos der Gottlosigkeit und der Verkuppelung freigeborner Frauen an Perikles angeklagt, der sie selbst unter Tränen verteidigte und ihre Freisprechung erreichte. Nach Perikles Tode vermählte sie sich mit dem reichen Lysikles, einem seiner Freunde, verlor ihn aber schon ein Jahr darauf, hat dann in Attika weiter gelebt und ist dort auch gestorben. Die ihren Namen tragende Büste im Vatikan ist nicht ihr Porträt. Vgl. Becq de Fouquières, Aspasie de Milet (Par. 1872). R. Hamerling hat A. zur Heldin eines Romans (1876) gemacht. – Eine jüngere A., ihrer blühenden Gesichtsfarbe wegen ursprünglich Milto (»die Geschminkte«) genannt, die Tochter des Hermotimos aus Phokäa in Ionien, war die einflußreiche Freundin des jüngern Kyros und kam nach dessen Tode bei Kunaxa, 401 v. Chr., in den Harem des Perserkönigs Artaxerxes, der sie ebenfalls sehr auszeichnete. Später (um 362) wurde sie die Veranlassung zu einer Empörung von dessen ältestem Sohn Dareios, der dabei ums Leben kam.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 880-881.
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