Atropīn

[62] Atropīn (Daturin) C, 17H23NO3, Alkaloid, findet sich in der Tollkirsche (Atropa Belladonna), im Stechapfel (Datura Stramonium) und in der Wurzel von Scopolia japonica und bildet sich sehr leicht aus Hyoscyamin, welches das A. begleitet. Es bildet farb- und geruchlose Nadeln, schmeckt lange anhaltend bitter, löst sich schwer in kaltem Wasser, leicht in Alkohol, Äther und Chloroform, schmilzt bei 115°, bildet schwer kristallisierbare, leicht in Wasser und Alkohol, nicht in Äther lösliche Salze. Beim Erhitzen mit Salzsäure oder Barytwasser spaltet sich das A. in Tropin (Methyloxypiperidin) C8H15NO oder (CH2.CH.CH2)2.NCH3.CHOH und in Tropasäure (Phenylhydrakrylsäure) C9H10O3 oder C6H5.CH.(CH2OH).COOH, die bei Oxydation Benzoesäure und beim Erhitzen mit Salzsäure die mit Zimtsäureisomere Atropasäure (Phenylakrylsäure) CH2.C.(C6H5).COOH liefert. A. ist höchst giftig (Gaben von 0,003–0,01 rufen stürmische Erscheinungen hervor, 0,1 g wirkt tödlich). Man benutzt A. als Arzneimittel zur Untersuchung des Auges (es erweitert die Pupille) und als Heilmittel bei Entzündungen des Auges, bei Hornhautgeschwüren, nach Operationen, um der Entzündung vorzubeugen, bei Bronchialasthma, habitueller Stuhlverstopfung, großer Schwäche der Herztätigkeit, drohender Atemlähmung, Neuralgien des Magens, Reizzuständen der Gallengänge, Blase, Gebärmutter, bei Epilepsie. A. zeigt in mancher Hinsicht antagonistische Eigenschaften gegen Morphium, hindert aber nicht dessen schmerzstillende Wirkung. Man kann daher letzteres bei gleichzeitiger Darreichung von A. in größerer Dosis anwenden als allein. Ausgesprochener ist der Antagonismus des A. gegen Pilokarpin und Physostigmin. A. wurde 1831 von Mein entdeckt. Geiger u. Hesse fanden es 1833 im Stechapfel, und Planta wies die Identität beider Alkaloide nach.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 62.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika