[162] Austerlitz (tschech. Slavkov), Stadt in Mähren, Bezirksh. Wischau, an der Littawa und der Staatsbahnlinie Brünn-Vlarapaß, Sitz eines Bezirksgerichts, hat ein gräflich Kaunitzsches Schloß mit Park, eine schöne Kirche, Dampfmühle, Zuckerfabrik, Bierbrauerei, Wattefabrik und (1900) mit der Judengemeinde 3703 (meist tschechische) Einwohner. -
Das Städtchen, im 13. Jahrh. dem Deutschen Ritterorden gehörig, ist geschichtlich denkwürdig durch die Dreikaiserschlacht (Alexander I. und Franz II. gegen Napoleon I.) vom 2. Dez. und den Waffenstillstand vom 6. Dez. 1805. Die Russen mit einem Korps Österreicher, gegen 89,000 Mann stark, hatten Ende November ihre feste Stellung bei Olschan verlassen und[162] sich gegen Brünn in Bewegung gesetzt, um Napoleon, der etwa 65,000 Mann zur Hand hatte, anzugreifen. Verpflegungsschwierigkeiten und die Ungeduld des siegesgewissen Zaren waren die Ursachen des übereilten Schrittes, der Napoleon aus einer peinlichen Lage befreite. Dieser erkannte den Plan des Feindes, seinen rechten Flügel zu umgehen, zog sich hinter A. zurück, holte die abgezweigten Korps (23,000 Mann) herbei und faßte den Plan, den Feind durch die Bloßstellung seiner rechten Flanke in seiner Umgehungsabsicht zu bestärken, damit er das dadurch geschwächte Zentrum auf den von ihm geräumten Höhen von Pratze um so sicherer durchbrechen könne. In der Tat, während die Verbündeten den rechten Flügel unter Davout angriffen, ließ Napoleon um die Mittagsstunde die Höhen von Pratze, wo der Oberfeldherr Kutusow stand, durch Soult nehmen, zwang auch den rechten Flügel der Verbündeten zum Rückzug und warf nun seine siegreichen Truppen den mit Davout ringenden Feinden in den Rücken. Damit war die Schlacht entschieden, der Rückzug der Verbündeten artete bald in Flucht aus. Die Österreicher berechneten ihren Verlust auf 6000, die Russen auf 21,000 Mann, die Franzosen auf 800 Tote und 6000 Verwundete; der Sieger rühmte sich, 180 Kanonen und das ganze Gepäck erbeutet zu haben. Der Entwurf m dieser Schlacht ist eine der kühnsten Erfindungen Napoleons, in dem der 2. Dez. den blinden Glauben an seinen Glücksstern befestigte; das Verdienst der Durchführung gebührt Davout, der zäh und tapfer gegen eine große Übermacht standhielt. Napoleon verlegte 3. Dez. sein Hauptquartier nach dem Schloß A., kam 4. Dez. bei Nasiedlowitz mit Kaiser Franz zusammen, schloß 6. Dez. zu A. einen Waffenstillstand, dessen erste Bedingung der sofortige Abzug der Russen war, und beendigte 26. Dez. den Feldzug durch den Frieden von Preßburg. Vgl. das Kärtchen auf S. 162; Karl v. Statterheim, La bataille d'A., par un militaire témoin (Hamb. 1805; deutsch, Dresd. 1806); v. Angeli, Ulm und A. (»Mitteilungen des m. t. Kriegsarchivs«, 1877).