Bahia [2]

[270] Bahia (spr. baīa), Staat Brasiliens unter 9°55´-13°15´ südl. Br. und 37°40´-39°40´ westl. L., grenzt im O. an den Atlantischen Ozean und umfaßt 426,427 qkm mit (1890) 1,919,802 Einw. (Neger, Indianer, Portugiesen und Mischlinge dieser, Deutsche, besonders in der Kolonie Leopoldina, Schweizer, Italiener). In die Küste schneidet nur die B. de Todos os Santos (Allerheiligenbai) tiefer ein. Von dem 45–75 km breiten, reich bewaldeten und gut bewässerten Küstenstrich steigt das Land in Stufen bis zur westlichen Scheidekette an der Grenze (Serra da Tabatinga, do Duro, do Piauhy) an, deren 200 – 250 m hohen Hochebenen (Chapadas) zum Anbau nicht mehr geeignet sind. Im N. nimmt das harte, dürre Sertão weite Flächen ein. Das Gebirgsland hat die Form mittelhoher Kettengebirge, in der Serra dos Aymorés und der Serra da Itaraca, weiter westlich in den Serras das Almas und da Chapada, der an Diamanten und Gold reichen Serra da Assurua und der Serra da Tiuba. Hauptfluß ist der den Staat von S. nach N. durchziehende São Francisco; zum Meere gehen die kleinern Itapicuru, Paragua, Rio des Contes, Jequitinhonha, Mucury. Das Klima ist heiß und feucht an der Küste, aber durch Seewind gemildert, das Innere ist trocken, im Sommer sehr heiß. Die Bevölkerung lebt im Ostteil überwiegend vom Landbau; Tabak und Zuckerrohr, Baumwolle, Kaffee und Kakao sind neben Mais und Mandioka die wichtigsten Produkte. Im W. wird vornehmlich Viehzucht getrieben. Diamanten liefern die Gruben von Assurua und Sincorá im Quellgebiete des Rio Paraguassu; Salz und Salpeter werden an mehreren Orten gewonnen. Es bestehen Zuckerfabriken, Brennereien, bedeutende Baumwoll-, Tabak- und Zigarrenfabriken. Der Handel führt Industrieartikel ein und Tabak, Zucker, Kakao, Kaffee, Kautschuk, Rosenholz, Häute, Diamanten aus; 1890 betrug die Einfuhr 2,311,217, die Ausfuhr 2,415,763 Pfd. Sterl. England ist dabei mit 60 Proz. beteiligt. Das Land wird durch mehrere Eisenbahnen erschlossen. Die Bahia-São Francisco-Bahn führt von der Stadt B. nach Joazeira (571 km), eine Zweigbahn von Alagoinhas nach Timbo. Von Cachoeira gehen Stränge nach Feira de Santa Anna und nach Amaro, von Caravellas eine Linie über Leopoldina nach Philadelphia. Dampfer befahren den São Francisco, Paraguassu und Jequitinhonha.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 270.
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