Balggeschwulst

[301] Balggeschwulst (Cyste), von einem Körperteil gebildeter, häutiger, allseitig geschlossener, meist kugelförmiger Sack oder Balg, der mit einer flüssigen oder breiigen Substanz erfüllt ist. Balggeschwülste kommen fast überall im Körper vor, einzeln oder in großer Anzahl, in verschiedenster Größe. Viele entstehen durch Umwandlung normaler, geschlossener Hohlräume des Körpers, die durch abnorme Flüssigkeitsansammlung ausgedehnt werden (Sekretionscysten), z. B. entstehen Wassergeschwülste (Hygrome) aus Schleimbeuteln, Überbeine (Ganglien) aus Sehnenscheiden und Gelenkhöhlen. So entsteht der Wasserbruch durch Flüssigkeitsansammlung in der Scheidenhaut des Hodens; die Cysten im Balgkropf, indem hier geschlossene Drüsenblasen durch gallertigen Inhalt ausgedehnt werden. Hierher gehören auch die oft kolossal großen Eierstockscysten. Andre Balggeschwülste entstehen als Retentionscysten durch Verschluß des Ausführungsganges bestehender Kanäle und Flüssigkeitsansammlung in dem Hohlraum (Sackwassersucht der Gallenblase, der Nieren, der Gebärmutter etc.). Allmählich wird dann unter Rückbildung der Schleimhaut deren ursprüngliches Sekret durch fast wässerige Flüssigkeit ersetzt. Auch aus Blutergüssen (Gehirn) können sich unter allmählicher Aufsaugung des Blutes und Ersatz desselben durch wässerige Flüssigkeit Cysten bilden. Manche Formen von Balggeschwülsten sind angeboren (z. B. die Cystenniere). – Dermoidcysten, vorzugsweise in den Eierstöcken, sind in ihrer ersten Anlage schon angeboren, von einem Balg begrenzt, der der äußern Haut mehr oder weniger gleicht. Dieser Balg produziert aus Talg- und Schweißdrüsen eine schmierige Masse; er trägt manchmal auch Haare und Zähne. Balggeschwülste sind an sich gutartig, können aber durch ihre Lage oder durch Entzündung gefährlich werden. Balggeschwülste der Eierstöcke werden, wo es irgend angeht, durch Ovariotomie entfernt. Andre Cysten werden häufig durch Punktion mittels des Trokars entleert, müssen jedoch zur Verhütung von Wiederanfüllung häufig gänzlich ausgerottet werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 301.
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